Deutschland machts vor
Kommt jetzt der Handy-Blitzer auch hierzulande?

Deutschland geht mit moderner Technik gegen Autofahrer vor, die sich während dem Autofahren vom Handy ablenken lassen. Auch hierzulande fordert eine Politikerin Massnahmen.
Publiziert: 21.04.2025 um 12:16 Uhr
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Aktualisiert: 12:00 Uhr
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Handyblitzer überwachen in Deutschland sündige Autofahrer.
Foto: picture alliance/dpa

Darum gehts

  • Handynutzung am Steuer ist gefährlich
  • Rheinland-Pfalz führt flächendeckend Handy-Blitzer ein, Italien verschärft Bussgelder
  • In der Schweiz beträgt die Busse 100 Franken, in Italien bis zu 1000 Euro
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Ablenkung auf der Strasse ist für mehr Unfälle verantwortlich als Rasen und Alkohol. Zwar ist die Handynutzung am Steuer verboten, aber Kontrollen sind selten und Bussgelder vergleichsweise niedrig.

Pro Jahr sterben in der Schweiz durchschnittlich 218 Personen bei Verkehrsunfällen. Bei jedem dritten schweren Unfall spielen Unaufmerksamkeit und Ablenkung eine Rolle, schätzt die Beratungsstelle für Unfallverhütung.

Genauer auf das Problem schaut man nun im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz. Dort werden flächendeckend sogenannte Handy-Blitzer eingeführt, die Verstösse dank KI aufspüren. Die neu montierten Kameras der rheinland-pfälzischen Polizei stehen neben der Autobahn und sind auf die Fahrbahnen gerichtet. So berichtet es die ARD.

Eine Software mit künstlicher Intelligenz erkennt dann, wenn die Person hinter dem Steuer ein Handy in der Hand hält – und schlägt Alarm. Wer erwischt wird, muss mit mindestens 100 Euro Strafe und einem Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg rechnen.

In Italien gibts saftige Bussen

Auch Italien greift seit Anfang Jahr härter durch: Die Bussgelder fürs Handygucken wurden massiv erhöht. Wer mit dem Handy am Steuer erwischt wird, muss bis zu 1000 Euro zahlen. Verglichen damit sind die 100 Franken Busse in der Schweiz ein Schnäppchen, auch wenn das Gesetz durchaus härtere Sanktionen kennt.

Die hiesige Polizei überführe Handy-Sünder nur, wenn sie den Verstoss explizit beobachtet. Oder wenn Fotos von Geschwindigkeitsüberwachungskameras die Fahrerin oder den Fahrer entlarven.

In der Schweiz wird deshalb schon länger eine härtere Gangart verlangt. So forderte SP-Nationalrätin Gabriela Suter (52, AG) bereits letztes Jahr, dass Kantone Pilotprojekte für die Einführung von Handyblitzern durchführen dürfen. Die nötigen Kameras seien teilweise sogar schon für Staumeldungen montiert, so Suter.

«Wer mit dem Handy am Steuer hantiert, ist vom Verkehr abgelenkt und gefährdet sich und andere Verkehrsteilnehmende», sagt Suter zu Blick. «Wenn man weiss, dass man geblitzt werden könnte, verkneift man sich einen Regelverstoss eher.»

Fokus auf Handyblitzer nicht zielführend

Doch der Bundesrat sah keine Dringlichkeit für Handyblitzer. In seiner Antwort auf Suters Vorstoss schrieb er, die Fokussierung auf Handyblitzer erachtet er als nicht zielführend. «Auch andere Ablenkungen wie beispielsweise die Nutzung des bordinternen Infotainmentsystems können verkehrsgefährdend sein, sind aber mittels Handyblitzer nicht erkennbar», so die Regierung. Suter zeigte sich enttäuscht über die Antwort des Bundesrats.

Mit einem Forschungsprojekt will das Bundesamt für Strassen nun Möglichkeiten zur Kontrolle von Ablenkung am Steuer prüfen – darunter ist auch der mögliche Einsatz eines Handyblitzers vorgesehen. Ergebnisse der Studie werden in der zweiten Jahreshälfte 2026 erwartet.

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