Darum gehts
- Basel prüft Luftseilbahn als alternatives Verkehrsmittel für die Stadt
- Urbane Seilbahnen könnten Verkehrsprobleme entschärfen, stossen aber in der Schweiz bisher auf Widerstand
- Im Ausland gibt es diverse Beispiele für gelungene urbane Luftseilbahn-Projekte
Stadtluft macht frei. Dieses Sprichwort hat sich der Baselbieter GLP-Fraktionspräsident Manuel Ballmer (44) zu Herzen genommen. Denn der Landrat will die Luftseilbahn als alternatives Verkehrsmittel in der Region Basel prüfen lassen. Die Baselbieter Regierung soll abklären, ob die Baselbieterinnen und Baselbieter künftig von der Agglo in die Stadt schweben können – per Seilbahn.
Wenn die Verkehrswende gelingen soll, sind kreative Ansätze gefragt. Ballmers Postulat kann in diesem Sinne durchaus hilfreich sein. In seinem Vorstoss macht er auch gleich einen Vorschlag für zwei konkrete Seilbahnrouten.
Das Baselbiet setze bisher sehr stark auf Bus und Tram, was an sich nichts Schlechtes sei, aber viel Fläche verbrauche. «Wir haben dadurch Mühe, Flächen für den Ausbau der Veloinfrastruktur zu finden», sagt Ballmer gegenüber dem Regionaljournal von SRF. Die GLP ist überzeugt, dass mit urbanen Seilbahnen die Verkehrsprobleme durch nachhaltige Mobilität entschärft werden könnten.
Städtische Luftprojekte scheiterten bisher
Das Konzept der Seilbahn als urbanes Verkehrsmittel ist in der Schweiz nicht neu. Doch entsprechende Ideen sind bisher stets gescheitert. Im Jahr 2022 entstand in der Stadt Solothurn die Idee, den Bahnhof mit zwei Entwicklungsgebieten durch eine Gondelbahn zu verbinden.
Eine Machbarkeitsstudie gab dem Projekt grünes Licht. Die Luftseilbahn sollte die stark befahrenen Strassen entlasten. Doch der Traum von der ersten urbanen Seilbahn platzte, die Solothurner Regierung stand nicht dahinter.
Nicht besser sah es in der Stadt Zürich aus: Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) plante 2017 ein Projekt zu ihrem 150-Jahr-Jubiläum. Die Idee: eine Gondelbahn über den Zürichsee. Nach einer emotionalen Debatte im Zürcher Gemeinderat zogen Gegner die ZKB vor Gericht. 2019 wurde das Projekt der Bank tatsächlich gestoppt. Zwar zog die ZKB den Fall noch eine Instanz weiter, musste aber 2022 erneut eine Niederlage einstecken. Damit war auch dieses Seilbahnprojekt gescheitert.
Immer wieder gibt es Probleme
Seilbahnen können eine Lösung für die Verkehrsprobleme in den Städten sein und sind zudem auch noch kostengünstiger als neue Trams oder Tunnel. Aber warum sind urbane Seilbahnprojekte bisher immer gescheitert?
Ein Hauptproblem: Es hagelte Einsprachen. Denn bei Seilbahnen müssen zahlreiche Grundeigentümer zustimmen, wenn die Bahn über ihr Grundstück führt. Viele Anwohner sehen dadurch ihre Privatsphäre gefährdet.
Ebenso sehen viele das Landschaftsbild durch Seilbahnen gefährdet. Zudem gibt es in vielen Schweizer Städten entlang der Gewässer geschützte Naturräume, in die nicht einfach eingegriffen werden kann.
Im Ausland sind Bahnen erfolgreich
Ein Blick ins Ausland zeigt jedoch, dass eine urbane Seilbahn nicht unmöglich ist. Ein Paradebeispiel ist die französische Grossstadt Toulouse. Dort wurde Ende 2022 eine urbane Seilbahn eröffnet. Sie verbindet zwei grosse Verkehrsknotenpunkte, die bisher durch einen Berg und einen Fluss getrennt waren. Durch den nahtlosen Anschluss an den Regionalverkehr erfreue es sich hoher Passagierfrequenzen, berichtete die «NZZ».
Aber auch in Mexiko oder Indien gibt es in verschiedenen Städten Seilbahnnetze. Gerade in den Vorstädten, wo die Bevölkerung relativ schnell gewachsen ist, ist eine andere Verkehrslösung kaum möglich. In Mexiko sollen die Seilbahnen sogar die Wirtschaft angekurbelt und die Kriminalität zurückgedrängt haben.
Ob sich das Baselbiet bald zu diesen Erfolgsbeispielen gesellen wird, ist offen. Von einem konkreten Projekt auf dem Weg zur ersten urbanen Seilbahn der Schweiz ist die Region noch weit entfernt.