Als der heutige Grünen-Präsident Balthasar Glättli sechs Jahre alt war, erkrankte er an Leukämie, also Blutkrebs. «Bereits im Kindergarten fehlte ich oft, dann wurde ich die ersten zwei Schuljahre zu Hause unterrichtet», sagt er im Interview mit der «NZZ». Wissbegierig sei er trotzdem gewesen. Er habe viel gelesen, so Glättli. «In der Schule erhielt ich gar eine Sonderbewilligung, mehr Bücher aufs Mal ausleihen zu dürfen.»
Der heutige Parteipräsident beschreibt sich selbst als fleissiges und gescheites Kind. «Ich hatte nicht so viele Freunde. Das hat natürlich auch mit meiner Krankheitsgeschichte zu tun.» Durch die Krankheit war Glättli früh mit dem Tod konfrontiert. Er selbst erinnere sich nicht mehr so gut daran, sagt er gegenüber der Zeitung. «Man hat mir erzählt, dass ich damals sehr gelassen gewesen sei.»
Jedes Jahr mehr als 80 Kinder
Die Krankheit habe ihm vermutlich die Angst vor dem Tod genommen. «Es gab mir wohl auch den Drang, etwas aus diesem ‹geschenkten› Leben zu machen», sagt er zur «NZZ». Glättli betont aber auch, dass er sehr viel Glück gehabt habe – zum Beispiel in der Schweiz geboren zu werden oder verständnisvolle Eltern zu haben.
In der Schweiz erkranken jedes Jahr mehr als 80 Kinder an Blutkrebs – es ist die häufigste Krebserkrankung im Kindesalter, schreiben Nicole Bodmer und Nastassja Scheidegger vom Kinderspital Zürich in einem Fachbeitrag für die Fachgesellschaft für Kinder und Jugendmedizin «Pädiatrie Schweiz».
Heilungsrate gesteigert
Bei der häufigsten Unterform von Blutkrebs konnte die Heilungsrate in den vergangenen 50 Jahren von unter 30 Prozent auf über 85 Prozent angehoben werden. (bro)