Ein Kilo Fleisch landet bei den Schweizerinnen und Schweizern im Schnitt jede Woche auf dem Teller. Zwar ist das weniger als noch vor ein paar Jahren. Für Grünen-Nationalrat Kilian Baumann (39) allerdings noch immer zu viel. Der Berner politisiert seit vergangenem Herbst in Bundesbern. Eines der Anliegen, für die er dort kämpft: die Reduktion des Fleischkonsums. Mehrere Vorstösse hat er dazu bereits eingereicht.
Angesichts Baumanns politischer Ausrichtung ist die Forderung nicht erstaunlich. Vor seinem beruflichen Hintergrund allerdings schon eher. Der Berner profitiert nämlich von den Fleischessern – er ist Rinderbauer. Auf seinem Bio-Hof im Berner Seeland, den er gemeinsam mit seiner Frau führt, weiden 15 bis 20 Rinder.
«Wir müssen unbedingt runter mit dem Konsum»
«Ich will niemandem verbieten, Fleisch zu essen», betont Baumann. Auch er sei nicht Vegetarier – versuche aber, den Fleischkonsum zu senken. Denn, sagt der Nationalrat: «Die Fakten liegen auf dem Tisch: Die Fleischproduktion trägt einen erheblichen Teil zur Klimaerwärmung bei. Wir müssen deshalb unbedingt runter mit dem Konsum.»
Baumann fordert dafür nun vom Bund einen Massnahmenplan – inklusive der Festlegung eines Absenkpfads. Zwei konkrete Massnahmen hat er schon im Kopf. Einerseits soll der Bund im Rahmen von öffentlichen Beschaffungen mit gutem Beispiel vorangehen. Das würde vor allem die Armee betreffen. «Sie könnte ein Vorbild sein und den Soldaten weniger Fleisch auftischen», sagt Baumann.
Nur noch 300 Gramm Fleisch pro Woche
Zudem soll der Bund eine Informationskampagne lancieren, bei der es auch um die gesundheitlichen Aspekte des Fleischkonsums geht. Darum dreht sich ein zweiter Vorstoss, den Baumann eben erst eingereicht hat. Bereits letztes Jahr hat er den Bund aufgefordert, Fleischalternativen staatlich zu fördern.
Um wie viel genau der Fleischkonsum gesenkt werden muss, will Baumann nicht beziffern. Das Bundesamt für Umwelt hält in einem Bericht allerdings fest: Würde man nur noch rund 300 Gramm Fleisch pro Woche essen, verbesserte sich die persönliche Umweltbilanz ähnlich stark wie bei einer rein vegetarischen Ernährung. Das wäre rund zwei Drittel weniger als heute.
SVP-Metzger Egger warnt
Weniger Fleisch und dafür mehr Gemüse und Tofu? Für SVP-Nationalrat Mike Egger (27) ein Alptraum. Baumanns Forderungen seien absurd, sagt der gelernte Metzger. Im Vergleich zum Ausland würden Schweizerinnen und Schweizer eher wenig Fleisch essen, räumt er ins Feld. Dazu enthalte Fleisch wichtige Nährstoffe.
Und: «Fleisch ist hierzulande ein Koppelprodukt. Die Produktion von Milch, Milchprodukten und Eiern ist nicht möglich, ohne parallel dazu Fleisch zu erzeugen.» Laut dem St. Galler Politiker gefährden die Vorschläge Baumanns «einmal mehr den hohen Standard der Schweizer Landwirtschaft».
Baumann hingegen beteuert, dass sein Engagement sich nicht gegen die Bauern richte – er ist schliesslich selbst einer. «Ich habe es auf das Importfleisch abgesehen», sagt er. Die Schweizer Landwirte, sagt er, müssten am Schluss von den Massnahmen profitieren. Zum Beispiel, indem durch weniger Importe der Preisdruck auf die Schweizer Produzenten sinkt.
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