Auf zum Streik. Vier Jahre nach dem letzten grossen Frauenstreik in der Schweiz gehen am Mittwoch, dem 14. Juni, erneut viele Frauen auf die Strasse. In zig Städten sind Demonstrationen und andere Protestaktionen angekündigt.
Die Organisatorinnen und Organisatoren hoffen, dass der Tag ähnlich zahlreiche Menschen mobilisiert wie 2019, als Hunderttausende Frauen für Gleichberechtigung demonstrierten. Doch worum gehts den Protestierenden dieses Jahr? Blick liefert Antworten auf diese und weitere Fragen.
Wer steht hinter dem Streik?
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund hat vergangenen November beschlossen, im Juni wieder einen grossen Frauenstreik zu organisieren. Neben den Gewerkschaften gehören auch verschiedene regionale Streikkollektive zum Organisationskomitee. Zudem unterstützen Grüne, Junge Grüne, SP und Juso den Streik.
Warum heisst der Frauenstreik neu offiziell «feministischer Streik»?
An den Anliegen – siehe nächste Frage – hat sich im Grundsatz nichts geändert. Mit der neuen Bezeichnung für den Tag soll aber klar werden, dass nicht nur Frauen zum Streiken aufgerufen sind – sondern auch alle anderen, die hinter den feministischen Forderungen stehen.
Welche Forderungen haben die Demonstrierenden?
Die Gewerkschaften legen den Fokus dieses Jahr auf die Situation für Frauen bei der Arbeit. Sie fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit, höhere Renten, kürzere und besser planbare Arbeitszeiten, die Einführung einer Elternzeit und Nulltoleranz bei sexuellen Übergriffen am Arbeitsplatz.
Zwar habe sich in den letzten Jahren einiges getan – zum Beispiel wurde ein zweiwöchiger Vaterschaftsurlaub eingeführt und das Sexualstrafrecht wurde geändert. Doch den Organisatoren reicht das bei weitem nicht. Die Streikkollektive fordern beispielsweise mindestens ein Jahr Elternzeit und einen flächendeckenden Mindestlohn von 4500 Franken beziehungsweise 5000 Franken bei abgeschlossener Berufslehre.
Wo finden Demos statt?
Von Genf bis Rorschach, von Schaffhausen bis Bellinzona: In fast fünfzig Städten und Gemeinden finden am Mittwoch Aktionen zum Streiktag statt. In Bern wird nachmittags beispielsweise eine «feministische Landsgemeinde» veranstaltet, in Zürich gibts Streiksuppe, in Baden AG wird getanzt. Eine Übersicht findet sich hier.
Muss ich Konsequenzen fürchten, wenn ich als Angestellte an diesem Tag streike?
Das kommt auf den Arbeitgeber an. In vielen Betrieben wird von den Mitarbeitenden erwartet, dass sie freinehmen, wenn sie am Streik teilnehmen wollen – oder die Fehlzeit kompensieren. Tatsache ist, dass der Arbeitgeber nicht verpflichtet ist, den Lohn zu zahlen, wenn sich jemand am Mittwoch den Streikenden anschliesst. Ob das sogar ein Kündigungsgrund sein kann, ist unter Experten umstritten. So oder so ist es empfehlenswert, mit den Vorgesetzten im Vorfeld zu klären, wie eine für beide Seiten akzeptable Lösung aussieht.
Warum findet der Streik ausgerechnet am 14. Juni statt?
Das Datum geht auf den 14. Juni 1981 zurück. An diesem Tag hat die Schweizer Stimmbevölkerung Ja zum Gleichstellungs-Artikel in der Verfassung gesagt. Dank diesem ist es beispielsweise möglich, wegen Lohndiskriminierung vor Gericht zu ziehen. Am 14. Januar 1991, zehn Jahre nach diesem Entscheid, fand der erste grosse Frauenstreik statt. Hunderttausende Frauen gingen für ihre Rechte auf die Strasse. Die Frauenstreiks von 2019 und 2023 beziehen sich auf diese Vorgeschichte.