Block 1 des AKW Beznau bleibt noch bis Ende Jahr vom Netz (Archivbild).
Foto: Keystone/GAETAN BALLY

«Gravierende fachliche Fehler»
Atomaufsicht zerpflückt deutsche Beznau-Studie

Die Arbeit des deutschen Öko-Instituts weise «gravierende fachliche Fehler» auf, kritisiert die Schweizer Atomaufsicht (Ensi) eine Studie zum AKW Beznau I. Auftraggeber sind die Schweizerische Energie-Stiftung und Greenpeace.
Publiziert: 06.06.2020 um 13:47 Uhr
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Aktualisiert: 10.12.2020 um 14:36 Uhr
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Eine Luftaufnahme des Atomkraftwerks Beznau I und II.
Foto: Blick

Hier zerpflückt die Atomaufsicht des Bundes (Ensi) eine Studie des deutschen «Öko-Instituts e.V.». Und wie! Die Worte sind mehr als deutlich: «Haltlos» seien die Zweifel am Ensi-Entscheid, das Atomkraftwerk Beznau I wieder ans Netz gehen zu lassen. Die Stellungnahme des Öko-Instituts in seiner Studie enthalte «gravierende fachliche Fehler». Es ist für uns schlicht unverständlich», sagt Georg Schwarz, Leiter des Aufsichtsbereichs Kernkraftwerke, «dass eine für Experten offensichtliche Falschaussage in der Stellungnahme verbreitet wird.»

Auftraggeber der Studie sind die Schweizerische Energiestiftung SES und Greenpeace Schweiz. Sie hätten versucht, ihre Thesen zur ungenügenden Sicherheit des Reaktordruckbehälters im KKW Beznau I technisch zu untermauern, heisst es in einer Mittteilung, die das Ensi auf seiner Website aufgeschaltet hat.

Nutzen Umweltverbände Studie gegen Betrieb von Beznau I?

Pikant ist der Befund des Ensi deshalb, berichtet der «Tages-Anzeiger» am Samstag, weil die Studie den Umweltverbänden als Argument diene, Beznau I zumindest vorübergehend vom Netz zu nehmen. Der Auftrag zur Studie erfolgte auf den Entscheid des Ensi, Beznau I 2018 nach fast drei Jahren Stillstand wieder ans Netz zu lassen.

Dafür hatte der Stromriese Axpo zuvor aufzeigen müssen, dass sich der Reaktor sicher betreiben lässt. Trotz der Fremdmaterialeinschlüsse aus Aluminiumoxid. Diese waren 2015 im Stahl des Reaktordruckbehälters (Herzstück des AKWs) gefunden worden.

Ensi versichert, dass Axpo-Untersuchung verhebt

«Aufgrund der genannten schwerwiegenden Mängel ist die Stellungnahme des Öko-Instituts in keiner Weise geeignet, die Beurteilung des Ensi im Hinblick auf die Sicherheit des Reaktordruckbehälters im KKW Beznau 1 in Frage zu stellen», heisst es in der Mitteilung des Ensi weiter.

Die Behörde versichert: «Der Sicherheitsnachweis der Axpo entsprach dem internationalen Stand von Wissenschaft und Technik sowie den nationalen und internationalen Regelwerken.» Weiter: «Die Befunde haben sicherheitstechnisch keine Relevanz, so dass nichts gegen die Wiederaufnahme des KKW-Betriebs 2018 sprach.»

Energie-Stiftung analysiert Kritik

Die Energie-Stiftung will über die Bücher gehen. «Wir werden die Kritikpunkte zusammen mit den Studienautoren des Öko-Instituts analysieren», sagt Geschäftsleiter Nils Epprecht zum «Tages-Anzeiger».

Zu einem Punkt habe sich Epprecht jetzt schon geäussert. Seitdem Beznau im März wieder ans Netz ging, hat die Energie-Stiftung «wichtige Dokumente eingefordert, um den Sicherheitsnachweis der Axpo detailliert nachvolllziehen zu können». Epprecht beklagt, dass ihm Einsicht in «relevante Entscheidungsgrundlagen» weiterhin verweigert werde. (uro)

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