Die Schweiz kennt das Todesdatum des Atomkraftwerks Mühleberg: Am 20. Dezember wird der Stecker gezogen. 47 Jahre lang hat Mühleberg Strom produziert. Noch viel länger, weit über ein halbes Jahrhundert nämlich, soll das älteste Schweizer AKW Beznau in Betrieb bleiben. Aller Kritik aus dem In- und Ausland zum Trotz.
Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung ist jedoch dagegen: 71 Prozent der Befragten wollen Beznau in den nächsten eineinhalb Jahren schliessen, so eine repräsentative Studie des Marktforschungsinstituts GFS-Zürich. Ihre Bedingung: Die Stromproduktion wird spätestens fünf Jahre nach der Stilllegung durch erneuerbaren Energien ersetzt.
Das sei möglich, sagt Simon Banholzer von der Schweizerischen Energie-Stiftung, (SES) die die Studie in Auftrag gegeben hat: «Es braucht nicht zwingend mehr Geld, die bestehenden Förderungsinstrumente müssen effektiver eingesetzt werden.»
Zweifelhafter Sicherheitstest
Derweil reisst die Kritik an Beznau nicht ab. Drei Jahre lang ruhte der Reaktor I. Erst 2018 ging Beznau I wieder ans Netz. Denn 2015 hatte die Axpo über tausend blasenartige Einschlüsse im Stahl des Reaktordruckbehälters entdeckt.
Die Axpo musste die AKW-Sicherheit nachzuweisen. Dazu liess sie eine Kopie des Reaktorrings erstellen. Dieses Vorgehen sorgt für rote Köpfe, wie die «Rundschau» publik machte. «Das Material der Kopie wurde anders als das Original nicht 50 Jahre lang bestrahlt, und es war nicht dem Druck und den Temperaturen im Reaktor ausgesetzt», so Simone Mohr vom Öko-Institut Darmstadt.
Es sei nicht zulässig, vom Zustand der Kopie auf jenen des Originals zu schliessen. Axpo-Sprecher Antonio Sommavilla verteidigt das Kopie-Verfahren. Die Aufsichtsbehörde ENSI will sich zum Gutachten des Öko-Instituts inhaltlich nicht äussern.