Im Talk mit Jonas Projer erzählen FDP-Präsidentin und Nationalrätin Petra Gössi (44, SZ) und GLP-Gründer und Nationalrat Martin Bäumle (56, ZH), was der Bundesrat hätte besser machen können: «Das Contact Tracing ist an seine Grenzen gekommen – die Kapazitäten wurden nicht genug hinaufgefahren», findet Gössi. Ausserdem sei es viel zu langsam, steuert Bäumle bei: «Man müsste schneller als das Virus sein!»
Strenge Massnahmen bedeuten, bald wieder Skifahren zu können
Das gelinge laut Hobby-Virologe Bäumle nur, wenn man auch Menschen ohne Symptome teste – und viel mehr Schnelltest einsetze, als es der Bundesrat vorsieht. Mit den neuen Massnahmen des Bundesrats hingegen ist er zufrieden: «Es braucht Massnahmen, die schmerzen, damit wir vielleicht bereits wieder Weihnachten feiern können oder zumindest ein Teil der Skisaison auf der Piste verbringen können.»
Auch Gössi stimmt ihm zu: «Die Massnahmen sind wichtig – es muss alles getan werden, um einen zweiten Lockdown zu verhindern.» Umso weniger Schmerzen die Wirtschaft ertragen müsse, umso besser, meint die FDP-Nationalrätin. «Man muss schauen, dass die Leute gesund bleiben, damit die Wirtschaft erhalten bleiben kann. Gleichzeitig führt eine gesunde Wirtschaft zu gesunden Menschen.»
Entschuldigung für späte Maskenpanne vonnöten
Die fehlende Entschuldigung zur späten Maskenpflicht fehlt den beiden Politikern aber immer noch. «Der Bundesrat hätte sich wegen der fehlenden Masken entschuldigen sollen», findet Gössi. Dann würde die Glaubwürdigkeit der Maskenpflicht bei der Bevölkerung nämlich von alleine steigen. «Er müsste zugeben, dass man am Anfang zu wenige Masken im Land gehabt hatte», steuert Bäumle bei.
Überall sind sich die Politiker allerdings nicht einig – bei der Durchführung der Sondersession in den kommenden Tagen scheiden sich die Geister. «Ein Land wie die Schweiz sollte imstande sein, eine solche Zusammenkunft digital abzuhandeln», findet Bäumle. Dass die Session nun physisch stattfinde, sei nicht verantwortungsvoll, vor allem wenn man wisse, dass einige Parlamentarier es nicht ganz so ernst mit den Massnahmen nähmen. Bäumle selbst nimmt als einziger Parlamentarier nicht an der Session teil – und verzichtet «notabene auch auf sein Sitzungsgeld».
Gössi hingegen findet es wichtig, «dass die Legislative auch weiterhin zusammenkommt». Man sei nicht in einem Lockdown und habe ein griffiges Schutzkonzept im Bundeshaus. «Ausserdem gehe ich davon aus, dass die Dringlichkeit der Massnahmen bei jedem Parlamentarier angekommen sind», so die FDP-Frau. (dbn)