Gewerkschaftsboss über Mutlosigkeit bei Altersversorge
«Erhöhung des Rentenalters ist der falsche Weg»

Pierre-Yves Maillard, Gewerkschaftschef, attestiert der Schweizer Politik zu wenig Mut bei der Reform der Altersvorsorge. Nach einem Nein zur AHV-Vorlage sieht Maillard Handlungsmöglichkeiten.
Publiziert: 13.08.2022 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 15.08.2022 um 10:24 Uhr
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Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard wirft der Schweizer Politik Mutlosigkeit bei der Altersvorsorge vor.
Foto: keystone-sda.ch

Gewerkschaftschef Pierre-Yves Maillard wirft der Schweizer Politik Mutlosigkeit bei der Altersvorsorge vor. «Die Rentenaltererhöhung ist der falsche Weg», sagt er in der «Neuen Zürcher Zeitung».

«Es fehlt an einer kollektiven Ambition», so Maillard, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB), im am Samstag veröffentlichten Interview. «Man schaut auf manipulierte Zahlen und fordert immer das Gleiche: Abbau.»

Die Diskussion gehe von der Prämisse aus, dass es massiv weniger Erwerbstätige gebe im Vergleich zu den Nichterwerbstätigen, weshalb das Rentenalter steigen müsse. Der Anteil der Nichterwerbstätigen an der Gesamtbevölkerung sei aber seit 1950 ziemlich konstant geblieben. Darum gehe es der AHV gut, obwohl es heute fast dreimal so viele Rentner gebe wie 1980 und es fast keine Erhöhung der Lohnbeiträge gab, so Maillard.

AHV-Vorlage «zu viel»

Mit der AHV-Vorlage komme für die Menschen nun ein Leistungsabbau bei der Altersvorsorge zusammen mit einer Erhöhung der Mehrwertsteuer. Dazu stiegen die Krankenkassenprämien stark an und träfen auf eine hohe Inflation. «Das ist zu viel», sagt Maillard.

Nach einem Nein zur AHV-Vorlage sähe der Gewerkschaftschef Handlungsmöglichkeiten: Die Ehepaarrente könnte mindestens für die Kindergutschriften deplafoniert werden, die Nationalbank sollte die eingenommenen Negativzinsen an die AHV abliefern. «In einigen Jahren sollte man über eine kleine Erhöhung der Lohnbeiträge reden», so Maillard. «Und der Sozialpartnerkompromiss bei der zweiten Säule sollte wieder hervorgeholt werden.»

Die «entscheidende Solidarität» bei der AHV sei nicht jene zwischen den Geschlechtern oder Generationen, sondern zwischen reich und arm: «Die Reichen zahlen mehr ein als die Armen. Der politische Kampf dreht sich darum, dass die Reichen nicht mehr zusätzlich zahlen wollen», sagt Maillard. (SDA/uro)

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