Gewerbler drängen auf einen «Tag der Freiheit»
Schluss mit Corona-Massnahmen – und zwar sofort!

Ein breite Gewerbler-Allianz fordert vom Bundesrat die sofortige Aufhebung von Corona-Massnahmen wie etwa der Zertifikats- und der Homeoffice-Pflicht. Es brauche einen «Tag der Freiheit» – möglichst rasch, aber spätestens am 2. Februar.
Publiziert: 25.01.2022 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 25.01.2022 um 11:05 Uhr
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«Gemeinsam fordern wir die sofortige Aufhebung der Corona-Massnahmen», sagte Gewerbe-Direktor Hans-Ulrich Bigler am Dienstag vor den Medien.
Foto: keystone-sda.ch
Ruedi Studer

Schluss mit Zertifikats- und Homeoffice-Pflicht. Weg mit den Quarantäne- und Isolationsbestimmungen. Und zwar per sofort! Das fordert eine Allianz rund um den Gewerbeverband. Angesichts der jüngsten epidemiologischen Entwicklung und wissenschaftlicher Erkenntnisse seien weitere wirtschaftliche Einschränkungen weder verhältnismässig noch geeignet, um die Situation in den Spitälern oder die epidemiologische Entwicklung positiv zu beeinflussen, hält die Allianz fest.

Die vom Bundesrat beschlossene Verlängerung der 2G-Regelung bis Ende März oder der Homeoffice-Pflicht bis Ende Februar hält die Allianz – zu der neben dem Gewerbeverband auch der Fitness- und Gesundheitscenter Verband, die Expo Event, Gastrosuisse sowie bürgerliche Politiker gehören – schlichtweg für unverhältnismässig.

Massive Umsatzeinbussen

«Gemeinsam fordern wir die sofortige Aufhebung der Corona-Massnahmen», sagte Gewerbe-Direktor Hans-Ulrich Bigler (63) am Dienstag vor den Medien. Denn: «Viele Branchen wie auch die Bevölkerung leiden massiv.»

In der Gastronomie oder der Fitnessbranche seien die Frequenzen massiv zurückgegangen, monierte Bigler. Die Gründe seien klar: «Wer nicht am Arbeitsplatz tätig ist, isst am Mittag auch nicht im nahegelegenen Restaurant. Fast 70 Prozent der Gastrobetriebe arbeiten deshalb zurzeit defizitär.»

Mit der Einführung der Zertifikatspflicht habe sich die Lage für viele erst recht verschärft. Und dies nicht nur in der Gastronomie: «Wer nicht zur Arbeit fährt, besucht danach auch nicht sein Fitness-Studio gleich um die Ecke. Auch hier sind Umsatzeinbrüche die Folge.» Eine Homeoffice-Empfehlung reiche aus, so Bigler.

«Ungeimpfte fehlen in Restaurants»

Die geltenden Einschränkungen seien gesellschaftlich und wirtschaftlich nicht mehr vertretbar, befand auch Mitte-Nationalrat Alois Gmür (66), Zentralpräsident des Verbands Schweizerischer Getränkegrossisten. Der Bierbrauer spürt die Folgen im eigenen Betrieb. Der Umsatz sei auch jetzt noch mehr als 30 Prozent tiefer als zu normalen Zeiten. Und: «Unsere Bierbrauer und Chauffeure sind aktuell in Kurzarbeit.» Das schlage vielen auch auf die Psyche.

Die Zertifikatspflicht halte viele Leute davon ab, Gaststätten zu besuchen, so Gmür. «An vielen Orten fehlen die Ungeimpften in den Restaurants.» Gerade in den Dörfern seien die Beizen schlecht besucht.

Für ihn ist deshalb klar, dass die Zertifikatspflicht fallen muss. «Wir alle wollen so schnell wie möglich unser früher gewohntes Leben wieder führen und miteinander arbeiten, miteinander geniessen, miteinander einen Kaffee, ein Gläschen Wein oder ein bekömmliches Bier trinken», so Gmür.

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Auch wenn es der Wirtschaft insgesamt gut gehe, gebe es noch immer Bereiche und Branchen, welche immer noch massive Umsatzeinbussen zu verzeichnen hätten und «50, 60 oder gar 70 Prozent weniger Umsatz machen», mahnte Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer. Sein Appell an den Bundesrat: «Heben Sie die unnötigen und unverhältnismässigen Massnahmen sofort auf. Machen Sie es zum Beispiel wie England. Auch unser Land braucht einen Freedom Day!»

«Tag der Freiheit» spätestens am 2. Februar

Der Schaden, den die bundesrätlichen Corona-Massnahmen in der Schweizer KMU-Landschaft heute anrichten würden, sei grösser als der vermeintliche Nutzen, den sich der Bundesrat davon erhoffe, zog FDP-Nationalrätin Daniela Schneeberger Bilanz. Von der Landesregierung fordert sie deshalb eine verbindliche Exit-Strategie.

Und sie nennt auch ein Datum: «Die Corona-Massnahmen, insbesondere die Zertifikatspflicht, müssen sofort, spätestens aber am 2. Februar aufgehoben werden – sie bringen ganz einfach nichts mehr.»

SVP-Nationalrat Thomas Matter (55) doppelte nach: «Spätestens ab dem ‹Tag der Freiheit› vom 2. Februar muss es vorbei sein mit Zertifikatspflicht im Inland, Homeoffice-Pflicht, Quarantänepflicht, Maskentragpflicht und überhaupt mit sämtlichen einschränkenden Corona-Massnahmen.»

Bundesrat entscheidet nächste Woche

Das Datum ist nicht zufällig gewählt. Am 2. Februar will der Bundesrat die Corona-Massnahmen wieder genauer überprüfen. Je nach Corona-Entwicklung ist nämlich auch die Landesregierung bereit, die Beschränkungen früher als geplant fallen zu lassen. «Die Zeiten des Zertifikats scheinen sich dem Ende zu nähern», sagte Gesundheitsminister Alain Berset (49) jüngst in einem Interview.

Allzu sehr drängen lassen wird er sich aber nicht. Der Bundesrat tastet sich angesichts rekordhoher Corona-Fallzahlen nämlich weiterhin vorsichtig voran. Eine Strategie, welche die Schweiz in den letzten Wochen vor zusätzlichen Verschärfungen bewahrt hat.

Der vorsichtige Kurs passt nicht allen. Nicht nur der Gewerbler-Allianz ist das Öffnungstempo zu lasch. An ihrer Albisgüetli-Tagung erklärte die SVP die Corona-Pandemie bereits für beendet. Und die Wirtschaftsverbände drängen auf ein forscheres Lockerungstempo.

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