20 Jahre ist es her, dass ein schwer Bewaffneter in den Zuger Parlamentsaal stürmte und um sich schoss. Gerhard Pfister (58), heutiger Mitte-Präsident, sass damals im Saal – und spürt die Folgen heute noch.
«Ich muss mir öfters einen leichten Schupf geben und ertappe mich auch heute noch manchmal dabei, wie ich schaue, wo der Notausgang ist», so Pfister. Pfister blieb bei dem Attentat am 27. September 2001 unverletzt. Der damalige Kantonsparlamentarier hatte sich im Ratssaal zwischen einer Bankreihe auf den Boden gelegt, als der Attentäter um sich schoss und Politikerinnen und Politiker niederstreckte.
«Heute kann es bei mir noch zu einem Alarmreflex kommen, wenn im Nationalratssaal etwas Unvorhergesehenes passiert, wenn zum Beispiel ein Pultdeckel herunterknallt. Oder wenn es auf der Tribüne Demonstrationen und Unruhe gibt», sagte der Nationalrat und Mitte-Parteipräsident gegenüber der «Schweiz am Wochenende».
14 Menschen gestorben
Bei dem Attentat 2001 hatte ein schwer Bewaffneter im Zuger Parlamentssaal ein Blutbad angerichtet. Er tötete elf Parlaments- und drei Regierungsmitglieder sowie sich selbst. 15 weitere Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Der Täter war über Jahre mit Behörden im Streit gestanden. Das Attentat nur wenige Tage nach dem Terrorangriff in New York war für die Schweiz ein Schock. Der lange hochgehaltene Grundsatz «bürgernah und offene Türen» wich einem verstärkten Sicherheitsdenken.
«Ton wird gehässiger»
Zur Zeit der Pandemie beobachtet Pfister eine «schwierigere» Bedrohungslage. Er bedauerte, dass Bundesräte verstärkt auf Personenschutz angewiesen seien. «Der Ton wird gehässiger. Es gibt eine schon fast irrationale Diskussionsverweigerung.»
Der «harte Dialog» müsse aber möglich bleiben, sagte Pfister. «Ein guter Streit ist etwas sehr Interessantes und manchmal auch Notwendiges.» Die Grenze liege dort, wo Hass ins Spiel komme. «Dort, wo man den anderen nicht mehr als Mensch betrachtet, sondern als Feind.» (SDA)