Die Männer auf den Strassenschildern sollen weg – das fordert die grüne Nationalrätin Manuela Weichelt (55). «Es scheint, dass die Gleichstellungs- und Genderdiskussion bisher spurlos an der Signalisation vorbeigegangen ist», findet sie.
In der Tat sind andere Länder schon einen Schritt – oder ein Verkehrsschild weiter. Blick zeigt, welche Lösungen andere Städte und Staaten gefunden haben.
Finnland
2020 hat Finnland im Rahmen einer Reform der Strassenverkehrsordnung alle alten Schilder gegen genderneutrale Varianten ausgetauscht. Statt Männern sieht man jetzt einfach neutrale Figuren. Allerdings wurden die Schilder vor allem aus Gründen der Verkehrssicherheit ausgetauscht – weil sie verwittert, im Dunkeln schlecht zu sehen oder zu niedrig angebracht waren. Die Genderneutralität wurde also nebenbei eingeführt.
Neuseeland
Ganz anders Neuseeland: Dort wurden genderneutrale Schilder eingeführt, nachdem die siebenjährige Zoe Carew sich per Brief bei der Verkehrsbehörde beschwert hatte. Sie fand es «falsch und unfair», dass auf dem Schild, das Arbeiten an Strommasten signalisiert, nur «Linemen» geschrieben stand – wo doch Männer und Frauen diesen Beruf ausüben können. Die Behörde versprach, künftig «Line Crew» auf die Schilder zu schreiben und twitterte, dass «grossartige Ideen von jedem kommen können, auch von Siebenjährigen».
Österreich
In unserem Nachbarland Österreich gehören Frauen auf Verkehrsschildern schon lange zum Strassenbild: 2006 wurden in Wien 2000 Verkehrsschilder mit weiblichen Piktogrammen aufgestellt. Auch beim Lichtsignal gibt es seither Ampelmänner sowie Ampelfrauen – seit 2015 auch homosexuelle Pärchen. Und auch Männer werden weniger stereotyp gesehen: Die Hinweisschilder für Sitzplätze für Eltern mit Kindern zeigen einen Mann mit Baby auf dem Arm.
Deutschland
Die Berliner «Ampelmännchen» sind Kult. In anderen deutschen Städten wie Dresden, Köln und Bremen gibt es seit etwa 15 Jahren auch Ampelfrauen. Frankfurt und Köln wollten noch mehr Diversität schaffen und installierten Lichtsignale mit homosexuellen Paaren.
Indien
Selbst in der indischen 12-Millionen-Metropole Mumbai gibt es seit 2020 auch Ampelfrauen. Dies ganz ausdrücklich, um die Gleichstellung der Geschlechter zu fördern. Indien liegt im Geschlechtergleichstellungsindex des Weltwirtschaftsforums WEF auf Platz 112 von 153 Ländern. Dennoch – oder gerade deswegen – kam auch Kritik an den Ampelfrauen auf: Das Geld würde besser eingesetzt, um die echte Gleichstellung in der Gesellschaft zu verbessern, hiess es etwa in den sozialen Medien.
Schweden
In Schweden wurde 2009 das Piktogramm des männlichen Fussgängers mit einer Frauen-Figur ergänzt. Diese jedoch befand man drei Jahre später als zu «sexistisch»: Ihre Brüste seien zu gross, der Rock zu mini. Drei Jahre später wurden die Schilder daher erneut ausgetauscht: Jetzt trägt die Fussgängerin ein langes Kleid und hat flachere Brüste. (sf)