Früherkennung durch App
Bund handelt wegen Tuberkulose-Gefahr bei Ukraine-Flüchtlingen

In der Ukraine ist das Tuberkulose-Risiko über zehnmal höher als in der Schweiz. Der Bund will nun mit einer App die Krankheit bei Flüchtlingen erkennen.
Publiziert: 02.05.2022 um 09:27 Uhr
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Aktualisiert: 02.05.2022 um 11:25 Uhr
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Der Bund will eine App einführen, damit Flüchtlinge eine Turberkulose-Erkrankung erkennen.
Foto: imago images/Panthermedia

In der Schweiz ist die Tuberkulose extrem selten. Rund 500 Menschen erkranken pro Jahr an der Infektionskrankheit, die meist die Lungen befällt. Es sind vor allem Migrantinnen und Migranten.

Wegen der Flüchtlinge aus der Ukraine dürfte die Zahl nun steigen. Die Ukraine gehört zu den europäischen Ländern mit den meisten Tuberkulosefällen im Verhältnis zur Bevölkerung. Mehr als zehnmal mehr Menschen erkranken in der Ukraine daran als in der Schweiz.

App soll helfen

Der Bund wird deswegen aktiv, wie SRF berichtet. David Keller, der Leiter des Sonderstabs Asyl beim Staatssekretariat für Migration (SEM), kündigt an, dass man bald eine App einführen werde, mit der die Flüchtlinge überprüfen können, ob sie gewisse Tuberkulose-Risiken hätten. Falls ja, erhalten die Betroffenen die Nachricht, dass sie sich an einen Arzt oder eine Ärztin wenden sollen.

Eine systematische Testung aller Flüchtlinge, wie das beispielsweise in Bayern gemacht wird, hält der Bund nicht für nötig.

Gut behandelbare Krankheit

Stattdessen setzt man auf Sensibilisierung – auch bei den Ärzten. Schon leichte Symptome wie Husten oder Gewichtsverlust könnten ein Hinweis auf Tuberkulose sein, sagt Otto Schoch vom Kompetenzzentrum Tuberkulose bei der Lungenliga gegenüber SRF. Ein Problem bei der Behandlung der Krankheit sei, dass viele Turberkulose-Erreger multiresistent sind. Die Behandlung der multiresistenten Tuberkulose sei deutlich teurer, weil die Patientinnen und Patienten nicht mit den herkömmlichen Medikamenten behandelt werden können.

Tuberkulose ist eine Krankheit, die sich über Tröpfcheninfektion verbreitet. Die Gefahr, dass man sich ansteckt, ist allerdings gering. Für eine Ansteckung sei meist ein Aufenthalt im gleichen Raum über Stunden erforderlich, hält das Bundesamt für Gesundheit fest. Nur zehn Prozent der Personen, die infiziert werden, erkranken zudem. In der Schweiz stirbt heute fast niemand mehr an Tuberkulose. In armen Ländern ist das anders: Weltweit sterben jährlich rund zwei Millionen Menschen an der Infektionskrankheit. (lha)

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