Die Armee hat es auf ihrem Radar. Bekannt ist bislang, dass ein Schweizer Soldat gezielt per E-Mail aufgefordert worden ist, sich am Kampf gegen Russland zu beteiligen – und zwar durch einen Anschluss an die Internationale Territorialverteidigungslegion der Ukraine. Er solle doch bitte noch weitere Armeeangehörige auf die internationale Truppe aufmerksam machen, heisst es im Mail weiter.
Wie bei der französischen Fremdenlegion handelt es sich auch bei der Territorialverteidigungslegion um eine Freiwilligenarmee, die sich ausschliesslich aus ausländischen Staatsangehörigen zusammensetzt. Sie wurde auf Ersuchen des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) aufgestellt, um die russischen Invasoren zu bekämpfen.
30 Söldner aus der Schweiz
Laut «SonntagsZeitung» haben sich der Feiwilligenarmee schon 30 Personen aus der Schweiz angeschlossen. Schliesslich wirbt die Ukraine im Internet offensiv für ein Engagement zur Verteidigung gegen Russland. Man weiss auch von den Erfahrungen mit IS-Kämpfern, dass solche Einheiten für junge Männer sehr anziehend sein können, solange die Truppen Erfolge verbuchen. Mit den zunehmenden militärischen Rückschlägen für den Islamischen Staat nahm aber auch dessen Attraktivität stark ab.
Es ist zu erwarten, dass das auch in der Ukraine geschieht, sofern die russische Armee immer mehr die Oberhand gewinnt oder Bilder und Berichte vom Land am Schwarzen Meer zunehmend die grausame Wirklichkeit des Krieges veranschaulichen.
Auch um Armeematerial gefragt
Derzeit scheint die Söldnertruppe aber noch Zulauf zu haben: Anfang Monat sollen der Freiwilligenarmee in der Ukraine schon mehr als 1000 Kämpfer angehört haben – laut ukrainischen Stellen sei das Interesse noch weit höher. Es soll 16'000 Interessenten für eine Beteiligung an der Freiwilligenarmee geben, wird kolportiert. Dieser hohen Zahl sollte jedoch mit Vorsicht begegnet werden. Sie wird auch Propagandazwecken geschuldet sein.
Dokumentiert hingegen ist die E-Mail-Anfrage an den Schweizer Armeeangehörigen. Sie löste am Dienstag eine Meldung des Dienstes für präventiven Schutz der Armee aus, die auch an den militärischen Nachrichtendienst ging. Blick hatte Einblick in die Meldung.
Militär bestätigt
Geschildert wird in der Meldung noch ein weiterer Fall: Zwei Armeeangehörige sind von einer Zivilperson um Ausrüstungsgegenstände gebeten worden. Gefragt wurden sie nach Schutzausrüstung wie beispielsweise Gasmasken und Sanitätsmaterial, also zum Beispiel Verbandsstoff. Man benötige die Sachen für Verwandte in der Ukraine.
Armeesprecher Daniel Reist bestätigt gegenüber Blick auf Anfrage, dass der Dienst für präventiven Schutz der Armee am Dienstag die Meldung zu den Fällen verbreitete. Er weist dabei darauf hin, dass die Weitergabe von persönlicher Armeeausrüstung «grundsätzlich untersagt ist und bestraft werden kann».
Jetzt werden Soldaten sensibilisiert
Die Armee sei immer wieder mit solchen Anfragen konfrontiert, fügt er an – auch wenn sie der falsche Ansprechpartner dafür sei. Solche Anfragen beispielsweise für medizinisches Hilfsmaterial seien dann «richtig und wichtig, wenn sie den ordentlichen Behördenweg gehen». Die Schweizer Armee hat aktuell bereits verschiedene Hilfsgüter wie Zelte, Blachen, Schlafsäcke und Sanitätsmaterial zugunsten der Ukraine geliefert.
Das Militär kennt solche Versuche, den Familienangehörigen und Freunden in der Heimat Hilfe zukommen zu lassen, auch von den Balkankriegen her. Aus dieser Zeit wisse man, dass sich diese Anfragen mit dem Fortschreiten der Kampfhandlungen häuften.
Deshalb sollen die Armeeangehörigen nun dafür sensibilisiert werden, solche Anfragen abzuweisen und diese zu melden. Und die Vorgesetzten sollen darauf hinweisen, dass Kriegseinsätze für fremde Armeen strafbar sind. Sollten sie bei einem Soldaten Anzeichen dafür feststellen, dass er sich mit dem Gedanken trägt, sich der Freiwilligenarmee anzuschliessen, haben sie den Armeeangehörigen darauf anzusprechen.