Die Reaktionen fielen vernichtend aus. Die meisten Parteien sprachen sich im letzten Sommer gegen die Pläne von Sportministerin Viola Amherd (60) aus, genauso wie die Kantone – und die Sportverbände sowieso.
Die Mitte-Bundesrätin hat sich die Frauenförderung auf die Fahne geschrieben und will sie auch im Sport durchsetzen: Wer Frauen nicht fördert, kriegt weniger Geld. Ähnlich wie bei Post, SBB oder dem staatlichen Rüstungskonzern Ruag wollte Amherd mit der neuen Sportförderungsverordnung ab 2025 Sportorganisationen dazu verpflichten, an ihren Spitzen einen Frauenanteil von 40 Prozent zu erreichen.
Die Schweizer Turner sahen daraufhin das Ehrenamt «arg strapaziert». Schon heute sei es enorm herausfordernd, Ehrenamtliche zu finden, so Swiss Badminton. Eine Quote mache es noch schwieriger. Der American Football Verband fürchtete gar um die Existenz vieler Vereine.
Neu nur noch Quote für nationale Verbände
Umstritten war das Massnahmenpaket auch bei den Parteien. Sogar ihrer eigenen Mitte-Partei gingen Amherds Pläne zu weit. Zwar sei eine griffige Regulierung begrüssenswert, sie müsse aber verhältnismässig und möglichst gut umsetzbar sein.
Bisher hielt Amherd an ihren Zielen fest. Nun aber muss sie zumindest ein Stück weit zurückrudern. So hat der Gesamtbundesrat am Mittwoch beschlossen, dass die verbindliche Quote nur noch für den Dachverband Swiss Olympic sowie nationale Sportverbände gelten soll. Die Regierung gibt dem heftigen Widerstand nach, wenn auch nur ein bisschen.
«Bewusst, dass Wandel Zeit braucht»
Doch auch regionale Verbände und Vereine sollen noch stärker eine ausgewogene Geschlechtervertretung anstreben. Swiss Olympic solle dafür eine Branchenlösung erarbeiten. Dabei seien Quoten nicht zwingend.
Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl (55) zeigte sich denn auch zufrieden: Gemischte Gremien seien mehr als wertvoll und Swiss Olympic sowie die Verbände auf beide Geschlechter angewiesen.
«Ich bin mir bewusst, dass der Wandel Zeit braucht», erklärte Amherd. Wer das Ziel noch nicht erfüllt, soll dies vorerst begründen können und aufzeigen, wie er das künftig erreichen will. Gleichzeitig aber stellte Amherd klar, dass es nach Ablauf der Übergangsfrist ernst gilt: «Hält sich jemand nicht an die Vorgaben, kann der Bund Beiträge kürzen, verweigern oder zurückverlangen», stellte Amherd vor den Medien klar.
Schwierigkeiten für Verbände bleiben
Auch wenn die Vorgaben nun etwas abgeschwächt worden sind: Viele Sportverbände werden nicht glücklich sein. So seien bisherige Bemühungen, gezielt Frauen zu finden, erfolglos geblieben, hatte etwa der Schwimmverband Swiss Aquatics gegenüber Blick erklärt.
Der Schwingerverband wiederum lehnte bisher eine fixe Quote strikt ab. Verbände und Vereine müssten sich weiter selbst organisieren können. Auch der Fussballverband SFV äusserte sich klipp und klar gegen Quoten. Nun werden sie sich dennoch damit abfinden müssen.