Finanzministerin Karin Keller-Sutter (59) hat am letzten Mittwoch ihre Expertengruppe zur «Bankenstabilität» präsentiert. Die Mitglieder sind zwar allesamt Kenner ihres Fachgebiets. Nur eines fehlt: Jemand, der wirklich Managementerfahrung im operativen Geschäft einer systemrelevanten Bank mitbringt, schreibt «Tippinpoint».
Hat Keller-Sutter ihr Gremium nicht optimal zusammengestellt? Blick stellt die acht Mitglieder vor und spricht mit Bankenexpertin Monika Roth (72) über die Auswahl.
Nur ein wirklicher Banker
Das achtköpfige Fachgremium soll die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS aufarbeiten und das «Too-big-to-fail-Regelwerk evaluieren» – eine Mammutaufgabe! Erst recht, wenn einem die praktische Erfahrung fehlt.
Geleitet wird die Gruppe vom ehemaligen Bankratspräsident der Nationalbank Jean Studer (65) – als früherer Ständerat eher ein Politiker als ein Banker. Ein Grossteil seiner Kollegen sind renommierte Professoren für Recht und Wirtschaft: Mirjam Eggen (Uni Bern), Beatrice Weder di Mauro (Uni Genf), Hans Gersbach (ETH) und Yvan Lengwiler (Uni Basel). Hinzu kommen die KMU-Industriellen Eva Jaisy und Eva Hüpkes, Mitglied des internationalen «Financial Stability Board».
Komplettiert wird das Gremium vom einzigen Vollblut-Banker der Runde: Renaud de Planta (59). Er arbeitet noch heute als Bankier bei Pictet und war davor über zehn Jahre bei der UBS.
Namen wichtiger als Expertise?
Keine Frage, das achtköpfige Gremium strotzt nur so vor Expertise in unterschiedlichsten Fachbereichen. Doch ist ihr Fachwissen auch das richtige für diese Aufgabe?
Bankenexpertin Monika Roth ist skeptisch: «Ich wundere mich auch ein bisschen über diese Zusammenstellung und frage mich bei gewissen Mitgliedern, was sie in diesem Gremium zum gegebenen Thema in der nötigen Tiefe beitragen können», sagt sie.
Kritiker werfen Bundesrätin Keller-Sutter deshalb vor, sie hätte bei der Zusammenstellung der Expertengruppe eher auf klingende Namen statt auf praktische Erfahrung im Bankensektor gesetzt. Sie vermissen frühere Bankmanager wie Oswald Grübel (79), der vor Jahren an der Spitze der Credit Suisse und der UBS war.
Ex-Topshots
Will man aber genau nicht, dass ein Ex-Banken-Topshot zu sehr mit den Schweizer Grossbanken verbandelt war, stünde mit Josef Ackermann (75), genannt Joe, ein Schweizer zur Verfügung. Auch er hat zwar eine CS-Vergangenheit, doch vor allem war der St. Galler Chef der Deutschen Bank.
Persönlichkeiten wie Grübel und Ackermann sind in der Öffentlichkeit aber nicht unumstritten. Auch ihr Einsitz in der Expertengruppe hätte wohl für Kritik gesorgt.