Eine Annahme der Initiative am 13. Februar würde de facto zu einem Medizin- und Forschungsverbot führen, hielten Vertreterinnen und Vertreter von acht akademischen Forschungsinstitutionen am Donnerstag an einem online durchgeführten Point de Presse fest. Sie würde insbesondere die biomedizinische Forschung und neue medizinische Behandlungsmethoden behindern.
«Ohne Tierversuche und klinische Studien gibt es keine neue Medikamente», sagte etwa Michael Hengartner, der Präsident des ETH-Rats. Auf diese zu verzichten wäre ein «riesiges Eigengoal». Die Initiative sei schädlich «für uns und unsere Kinder».
Hengartner wies darauf hin, dass in der Schweiz auch Alternativen zu Tierversuchen gesucht werden, doch liessen sich nicht alle ersetzen. Dies habe gerade die Forschung an Covid-19-Impfstoffen gezeigt.
Nur Tierversuche, wenn es keine Alternativen gebe
Die Forscherinnen und Forscher in der Schweiz würden nach den höchsten ethischen und beruflichen Ansprüchen arbeiten, sagte Swissuniversities-Präsident Yves Flückiger. Tierversuche würden nur erfolgen, wenn es dazu keine Alternativen gebe, ergänzte Matthias Egger, der Präsident des Nationalen Forschungsrates.
Nicht Verbote, sondern Moral, Ethik und Schutzprinzipien würden die Basis bilden, um eine erfolgreiche Wissenschaft im Dienst von Menschen und Tier zu betreiben, meinte auch Marcel Tanner, der Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz.
Es gelte immer den Nutzen und Schaden von Tierversuchen gegeneinander abzuwägen, hielt Hubert Steinke von Swissfaculty diesbezüglich fest. Er wies darauf hin, dass heute dreimal weniger Tierversuche als in den 1970er-Jahren durchgeführt würden und die Anforderungen seither deutlich gestiegen seien.
Es drohe starker Qualitätsverlust in Gesundheitsversorgung
Die Initiative sei zu extrem, sagte Steinke. Wer sie annehme, gebe sich mit einer zweit- oder drittklassigen Therapie zufrieden. Bertrand Levrat, der Präsident Verband Universitäre Medizin Schweiz und Direktor des Universitätsspitals Genf, warnte ebenfalls vor der Gefahr eines starken Qualitätsverlusts in der Gesundheitsversorgung.
Mit dem in der Initiative vorgesehenen Importverbot für Medikamente, die mit Tierversuchen entwickelt wurden, könnten Spitäler ihre Patientinnen und Patienten nicht mehr mit neuen Therapien behandeln, sagte Levrat. Dies könnte auch zu einer Zweiklassenmedizin führen; wer es sich leisten könne, werde sich im Ausland behandeln lassen.
Gegen die Annahme der Initiative sprachen sich am Point de Presse Vertreterinnen und Vertreter von ETH-Rat, Swissuniversities, Universitäre Medizin Schweiz (Unimedsuisse), Swiss 3R Competence Center, Jeune Académie, Schweizerischer Nationalfonds (SFN), Swissfaculty und Akademien Schweiz aus. (SDA)