Das hat das Tierversuchsverbot mit Impfen zu tun
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Initiative in neuem Licht:Das hat das Tierversuchsverbot mit Impfen zu tun

Radikale Initiative in neuem Licht
Ohne Tierversuche keine Corona-Impfung

Die Tierversuchsverbots-Initiative hat viele Sympathisanten. Doch Corona zeigt, welche Folgen ihre Annahme für die Schweiz haben könnte.
Publiziert: 04.02.2021 um 06:18 Uhr
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Aktualisiert: 10.03.2021 um 11:54 Uhr
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Aus Sicht der Pharmabranche sind Tierversuche nötig.
Foto: Keystone
Sermîn Faki und Flavia Schlittler

Tierschutz liegt den Schweizerinnen und Schweizern am Herzen. Wie sehr, zeigt sich in der Anzahl Unterschriften für die Tierversuchsverbots-Initiative – mehr als 123'000 sind zusammengekommen. Wie ihr Name sagt, verlangt die Initiative, dass sämtliche Tierversuche in der Schweiz untersagt werden. Zudem darf nichts mehr importiert werden, zu dessen Entwicklung Tierversuche durchgeführt wurden.

Tönt nach einem sympathischen Anliegen – wer ist schon Fan davon, dass Mäuse, Hunde und Affen für uns gequält werden? Doch ein Ja zur Initiative, die voraussichtlich im März vom Nationalrat behandelt wird, könnte fatale Konsequenzen haben, wie der Präsident des Branchenverbands Interpharma, Jörg-Michael Rupp, warnt: «Eine Annahme der Initiative würde bedeuten, dass wir keine Impfstoffe mehr bekämen», so der Roche-Mann.

Corona-Impfstoffe wurden an Tieren getestet

Tatsächlich hätte es ohne Tierversuche wohl weder den Pfizer/Biontech- noch den Moderna-Impfstoff gegeben. Denn die neue mRNA-Technologie wurde zunächst an Mäusen und Rhesusaffen getestet.

Das Initiativkomitee um den St. Galler Arzt Renato Werndli bringt das jedoch nicht zum Umdenken. «Wir wissen, dass tierfreundliche Forschung besser ist», sagt er. Impfstoffe und Medikamente könnten ohne Tierversuche entwickelt werden. Und zwar ebenso schnell wie heute – und mit besserem Ergebnis. «Mehr als 95 Prozent der Medikamente, die heute an Tieren getestet werden, kommen nie auf den Markt. Weil sie beim Menschen versagen», betont er. Die internationale Forschergemeinschaft widerspricht ihm aber vehement.

«Billige Ausrede», findet Chris von Rohr

Einen prominenten Mitstreiter hat Werndli in Rocker Chris von Rohr (69) gefunden. Der Gründer der Band Krokus hält die Argumente von Interpharma für «eine billige Ausrede der Pharmariesen». Jetzt müsse natürlich auch noch Corona dafür herhalten. «Die stinkreiche Pharmabranche sollte besser mal ihr Geld dafür einsetzen, um Wege zu suchen, wie man tierleidfreie Studien für künftige Impfungen durchführen kann.»

Doch die Initiative fordert noch mehr: auch ein Verbot von «Menschenversuchen» – was aus Sicht der Pharmafirmen nichts anderes bedeutet als den Verzicht auf klinische Studien. Werndli bestätigt das: «Neue Wirkstoffe sollten ohne vorherige Tests an Tieren oder Menschen auf den Markt kommen. Sondern sie sollen zuerst sehr umsichtig bei jenen eingesetzt werden, die sie brauchen.» Im Fall eines Medikaments wäre dies ein Patient, der tatsächlich an der Krankheit leidet, die bekämpft werden soll.

Nach einer Annahme der Initiative wäre bei uns keiner der bisherigen Impfstoffe zugelassen.

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