In Solothurn hat es SP-Frau Franziska Roth (57) geschafft: Sie verteidigt den Sitz des abtretenden SP-Ständerats Roberto Zanetti (68). Mit 43'668 zu 35'904 Stimmen setzt sie sich gegen ihren Herausforderer, SVP-Nationalrat Christian Imark (41), durch.
Doch nicht nur Roth feiert, sondern auch die Grenchnerin Farah Rumy (31). Bei den Nationalratswahlen landete die junge Kantonsrätin überraschend auf dem ersten Ersatzplatz und rutscht nun nach. «Es ist unglaublich, ich bin überglücklich», sagt sie zu Blick. Sie habe in der Nacht zuvor sehr schlecht geschlafen und sei sehr aufgeregt gewesen. Sie freue sich, nun mit «Rosso» – so wird Franziska Roth bei der SP genannt – nach Bern reisen zu können.
Dass Rumy ins Bundeshaus einziehen würde, damit hätte vor den Wahlen kaum jemand gerechnet, musste sie sich auf der SP-Liste doch auch gegen langjährige SP-Grössen durchsetzen. «Ich war völlig überwältigt», sagt sie zu Blick. Und nun: «Ich habe nicht erwartet, dass es gleich im ersten Anlauf klappt.»
Rückenwind aus Pflegebranche
Zwar ist Rumy erst seit 2021 Kantonsrätin, doch ihr Wahlerfolg kommt nicht von ungefähr. Ein wichtiger Faktor ist ihr Engagement in der Pflegebranche. Die diplomierte Pflegefachfrau und heutige Berufsschullehrerin ist Co-Präsidentin des Solothurner Pflegeverbands und gehörte im Abstimmungskampf um die Pflege-Initiative zu den führenden Köpfen im Kanton. Sie trat an Demos als Rednerin auf und arbeitet nun in der kantonalen Begleitgruppe zur Umsetzung des Volksbegehrens mit. Damit wurde sie quasi zum Aushängeschild der Pflegenden. «Mein standespolitisches Engagement hat mir sicher Aufwind gegeben», sagt Rumy.
Zudem ist sie in gemeinnützigen Projekten an vorderster Front aktiv. In Grenchen hat sie die Restessbar mitgegründet, die mit ihrem Engagement Foodwaste bekämpft. Und während der Corona-Pandemie initiierte sie in ihrer Region die Aktion «Ich schenke einen Brief», dabei schrieben junge Menschen an ältere Personen, um ihnen während dieser einsamen Zeit eine Freude zu bereiten.
Erste Nationalrätin mit sri-lankischen Wurzeln
Wichtig ist Rumy auch, dass sich Migrantinnen und Migranten in der Politik repräsentiert fühlen. Nicht ohne Grund: In Sri Lanka geboren, kam sie 1998 als Sechsjährige mit ihren Eltern aus Colombo in die Schweiz. Sie lebt seit über 20 Jahren in Grenchen. «Ich bin Schweizerin mit sri-lankischen Wurzeln», betont sie. Vor zwei Jahren hat sie das Land das letzte Mal besucht, und ein Teil ihrer Familie lebt noch immer dort.
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Dass sie nun als erste Sri-Lanka-stämmige Nationalrätin im eidgenössischen Parlament Platz nimmt, dürfte in ihrem Herkunftsland erneut für Schlagzeilen sorgen. So berichtete die «Colombo Times» schon bei ihrer Wahl in den Solothurner Kantonsrat über die «erste in Sri Lanka geborene Frau, die in ein Schweizer Parlament einzieht».
Sie sei überrascht gewesen, wie stolz die sri-lankische Bevölkerung damals gewesen sei, erinnert sich Rumy. «Ich kann mir vorstellen, dass meine Wahl in den Nationalrat ebenfalls Wellen schlagen wird», fügt sie lachend hinzu.
Gesundheitspolitik als Steckenpferd
Wellen schlagen will sie auch in Bern. Mit einem klaren Schwerpunkt: «Ich werde mich für ein nachhaltiges Gesundheitswesen einsetzen.» Dazu zählen für sie nicht nur die Umsetzung der Pflege-Initiative und bessere Arbeitsbedingungen in ihrer Branche, sondern etwa auch bezahlbare Krankenkassenprämien und stärkere Investitionen in die Gesundheitspräventionen.
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Rumy, die in ihrer Freizeit gerne kocht und liest, hat daher bereits eine Wunschkommission im Auge: «Gerne würde ich in der Sozial- und Gesundheitskommission Einsitz nehmen, weil das meinen politischen Schwerpunkten am nächsten liegt», sagt sie. «Aber da bin ich in der SP bestimmt nicht die Einzige.» Sie weiss denn auch, dass sie als Neuling bei der Kommissionsvergabe hinten anstehen muss. Nun freut sie sich erst einmal auf ihre neue Aufgabe, schon am 4. Dezember beginnt die Wintersession.