Fallzahlen Schulen steigen wieder – Kantone reagieren unterschiedlich
Testen nach dem Lustprinzip

Schulkinder stecken sich zunehmend mit Corona an. Dennoch verzichten manche Kantone auf mehr Tests. Und der Bundesrat wagt es nicht, in ihre Schulhoheit einzugreifen.
Publiziert: 29.08.2021 um 00:05 Uhr
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Aktualisiert: 29.08.2021 um 09:17 Uhr
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Seit Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien wieder in ihre Klassenzimmer zurückgekehrt sind, ex­plodieren dort die Fallzahlen. Vor allem die unter Zwölfjährigen – für sie sind die Impfstoffe noch nicht zugelassen – sind der aggressiven Delta-Variante schutzlos ausgeliefert.
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Sven Zaugg

Es wird kaum jemanden überraschen: Seit Schülerinnen und Schüler nach den Sommerferien wieder in ihre Klassenzimmer zurückgekehrt sind, explodieren dort die Fallzahlen. Vor allem die unter Zwölfjährigen – für sie sind die Impfstoffe noch nicht zugelassen – sind der aggressiven Delta-Variante schutzlos ausgeliefert.

Kommt hinzu: Eine Impfquote von lediglich 18 Prozent bei den Jugendlichen ab zwölf Jahren genügt nicht, um den Anstieg zu dämpfen. Angesichts der Gefahr bleibender Schäden durch Long Covid und der weiteren Ausbreitung des Virus wäre eigentlich anzunehmen, dass die Kantone alles daransetzen, das Testen an den Schulen zu intensivieren.

Kritik am kantonalen Flickenteppich

Aber weit gefehlt! Während das Bündnerland fast alle zum regelmässigen Spucktest ruft, sieht der Kanton St. Gallen gänzlich davon ab. In Zürich, wo Bildungsdirektorin Silvia Steiner den Ton angibt, herrscht eine Unübersichtlichkeit, die Eltern wie Lehrer überfordert – eineinhalb Jahre nach Ausbruch der Pandemie.

Der Kanton Bern hat sogar angekündigt, die Tests in den kommenden Wochen komplett auszusetzen. Dabei ist längst bekannt: Flächendeckende Tests entspannen die Situation und verringern lange Quarantäne-Abwesenheiten.

Dagmar Rösler, oberste Schweizer Lehrerin, übt scharfe Kritik am kantonalen Flickenteppich: «Genau jetzt mit dem Testen in den Schulen aufzuhören, wenn sich die Lage gerade zuspitzt, ist in unseren Augen nicht der richtige Weg!»

Dabei hätte es gerade Silvia Steiner als Präsidentin der Bildungsdirektoren in der Hand, die Kantone fürs Testen an den Schulen zu sensibilisieren. Stattdessen versteckt sie sich hinter ordnungspolitischen Floskeln und föderalistischen Alibis. Man wolle, sagte sie in einem Interview, niemanden zwingen.

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Berset gegen laxe Testregimes

Das Testen an den Schulen wird also weiterhin nach dem Lustprinzip vollzogen. Das lockte sogar Gesundheitsminister Alain Berset aus der Reserve, der im Juli betonte, mit den laxen Testregimes einiger Kantone grosse Mühe zu haben. Zumal sich das Testen bewährt habe und ohnehin vom Bund bezahlt werde.

Statt zu handeln, setzte Steiner ihrerseits lieber auf erzieherische Massnahmen und wies Berset darauf hin, dass die Schultestungen in der Zuständigkeit der Kantone lägen. Damit gab sich der SP-Gesundheitsminister aber nicht zufrieden.

SonntagsBlick weiss: Berset suchte einen Weg an den Kantonen vorbei. Sein Ziel: Die Schulen sollten repetitive Tests in Eigenregie und ohne den Segen der Kantone durchführen. Der Gesundheitsminister fand für sein Ansinnen allerdings keine Mehrheit im Gesamtbundesrat.

Das Testen, beschied man ihm, sei Sache der Kantone.

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