Die Beizen sind zu – und werden es wohl auch noch eine Weile bleiben. Nur die Büezer können sich seit kurzem neu drinnen mit einem warmen Mittagessen wärmen. Einer, der im klassischen Sinn definitiv kein Büezer ist, ist der Walliser Regierungspräsident Christophe Darbellay (CVP, 49) – mit den Corona-Vorgaben nimmt er es aber trotzdem nicht so genau.
Wie die Westschweizer Zeitung «La Liberté» berichtet, hat sich Darbellay Ende Februar gemeinsam mit Partei- und Regierungskollege Roberto Schmidt (58) in einem eigentlich geschlossenen Restaurant in Conthey (VS) verköstigt – obwohl die Beizen zurzeit nach wie vor keine Gäste empfangen dürfen.
Spontane Gastfreundschaft
Es habe sich um ein privates Treffen gehandelt, und man habe zu viert in einem leeren Raum gegessen, verteidigt sich Darbellay. Gegenüber dem «Tages-Anzeiger» geht Roberto Schmidt ins Detail: Es habe sich um ein Treffen mit einem Sympathisanten gehandelt, der die Herren Staatsräte in sein geschlossenes Restaurant geführt habe.
«Wir haben nicht gewusst, dass der Mann ein Restaurant besass, und waren überrascht, als er uns nach dem Gespräch auch noch ein Mittagessen servierte, was weder geplant noch abgemacht war», so Schmidt. Dass die Frau des Sympathisanten gekocht hatte, erfuhren sie erst im Nachhinein. Die spontane Gastfreundschaft habe man nicht ablehnen wollen.
Das hätten die zwei allerdings gemusst: Gemäss rechtlichen Vorgaben hätten sie nur im Restaurant essen dürfen, wenn der Besitzer im selben Gebäude wohnt – was aber nicht der Fall war, wie Schmidt selbst abgeklärt hat. Das habe man aber erst im Nachhinein realisiert, so Schmidt, er bedaure den Vorfall.
Am Sonntag wird gewählt
Die Geschichte gibt in der Westschweiz auch deshalb zu reden, weil just die Walliser den Bundesrat im Streit um offene Restaurantterrassen zum Durchgreifen aufgefordert hatten. Selbst hat der Kanton die Corona-Vorgaben streng umgesetzt – und gar einen Restaurantbetreiber verzeigt, weil er Gäste bewirtete.
Rechtliche Konsequenzen wird der Fauxpas für die zwei Staatsräte kaum haben. Für Darbellay und Schmidt kommt die Geschichte trotzdem zur Unzeit: Denn am Sonntag wählt das Wallis seine Kantonsregierung. Für die zwei Staatsräte geht es nicht nur um die Wiederwahl, sondern auch darum, gemeinsam mit Kandidat Serge Godin die historische Regierungsmehrheit der CVP zu verteidigen. (gbl)