Covid-Toter ist gar nicht tot
Gesundheitsbehörden leisten sich die nächste Peinlichkeit

Die Behörden machen sich Sorgen wegen zunehmender Corona-Fallzahlen. Gleichzeitig bereiten sie auch Sorgen. Beim vermeintlichen Tod eines unter 30-Jährigen kommt es erneut zu einem Informationschaos.
Publiziert: 14.08.2020 um 11:23 Uhr
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Aktualisiert: 07.09.2020 um 11:06 Uhr
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Die Corona-Fallzahlen bleiben in der Schweiz anhaltend hoch. Das besorgt die Experten des Bundes.
Foto: Keystone

Die Experten des Bundes zeigen sich beunruhigt. «Wir sehen eine kontinuierliche Zunahme der Corona-Fälle», stellt Stefan Kuster vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Freitag vor den Bundeshausmedien klar.

Am dritten Tag in Folge bleiben die Ansteckungszahlen in der Schweiz vergleichsweise hoch. Wie das BAG am Freitag mitteilt, haben sich in den letzten 24 Stunden 268 Personen mit dem Coronavirus infiziert (bei 7331 Tests). Am Donnerstag verkündete das BAG 234 Ansteckungen, tags zuvor 274.

Meiste Ansteckungen in der Familie oder am Arbeitsplatz

Betroffen seien insbesondere die Kantone Genf, Waadt und Zürich. Auch diese Woche dürfte es einen erneuten leichten Anstieg geben. Betroffen seien zudem Reiserückkehrer, so Kuster. Ansteckungen gebe es aber auch im familiären Umfeld sowie am Arbeitsplatz, sagt der Leiter Übertragbare Krankheiten beim BAG.

Die Zahlen der Schweiz seien vergleichbar mit jenen in Österreich. In Deutschland, Frankreich oder Spanien würden die Zahlen weiter steigen. Bei den Todesfällen sei man ebenfalls etwa auf dem Niveau der umliegenden Länder.

Behörden sorgen erneut für Informationschaos

Gerade ein Corona-Todesfall aus dem Kanton Bern hatte am Freitag für Schlagzeilen gesorgt. Der junge Mann sei noch keine 30 Jahre alt gewesen. Im Brustton der Überzeugung bestätigte Kuster vor den Bundeshausmedien den Fall. Es sei der erste Fall in der Altersgruppe.

Dabei habe es sich um einen gesunden jungen Mann gehandelt, seiner Kenntnis nach habe es keine Vorerkrankung gegeben. Bei Todesfallmeldungen würden jeweils allfällige Risikofaktoren abgefragt, betonte Kuster. Das sei tragisch, aber könne vorkommen.

Dann am frühen Abend ist plötzlich alles anders. Plötzlich dementierte die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern und schrieb in einer Medienmitteilung, es handle sich um eine «Fehlinformation». Diese sei erfolgt aufgrund von Unklarheiten auf der klinischen Meldung einer Person, die sich in Isolation befinde und keine schweren Covid-19-Symptome habe.

Es sei vom Kanton Bern keine Todesfallmeldung an das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gesandt worden. Das BAG habe der bernischen Behörde mitgeteilt, dass es die Todesfallstatistik der Covid-19-Fälle am Samstag um minus 1 korrigieren werde.

Ferienziele wohl bald Corona-Risikogebiete

Änderungen sind zudem bei der Liste der Corona-Risikoländer zu erwarten. Betroffen sein könnten etwa bei Schweizern beliebte Feriendestinationen wie Mallorca oder Kroatien. Dort sind die Fallzahlen in den vergangenen Tagen weiter gestiegen – so stark, dass sie eigentlich auf die Liste des Bundes der Risikogebiete gehören würden.

Das könnte ab nächster Woche der Fall sein: «Wir aktualisieren alle zwei Wochen», so Kuster. «Sie können damit rechnen, dass wir diese Frequenz aufrechterhalten.» Nächste Woche sei mit einem Update der Quarantäneliste zu rechnen.

Gewisse Grossveranstaltungen seien problemlos

Weiter wurden die Experten des Bundes nach ihrer Meinung zu den geplanten Lockerungen bei Grossveranstaltungen gefragt. Am Mittwoch hatte der Bundesrat beschlossen, dass ab Oktober die 1000er-Grenze fallen soll. Doch: Ist das sinnvoll angesichts der hohen Fallzahlen?

«Es gibt Grossveranstaltungen, die durch die Schutzkonzepte auch schon in der Vergangenheit problemlos hätten durchgeführt werden können», findet Kuster. «Gleichzeitig gibt es solche, wofür man auch in Zukunft keine guten Schutzkonzepte entwickeln kann.»

Beispielsweise könnten bei einem Orientierungslauf die Abstandsregeln sehr gut eingehalten werden. Volksfeste hingegen seien schwieriger durchzuführen. «Es ist aber nicht unmöglich, hier Konzepte zu gestalten.»

Neuer Rettungsversuch für den Sport

Froh sind die Profivereine im Fussball und Eishockey. Mit mehr Zuschauern dürfen sie auch wieder auf mehr Einnahmen hoffen. Dennoch bleiben Probleme. Matthias Remund, Direktor Bundesamt für Sport Baspo, wies auf einen neuen Vorschlag aus der zuständigen Parlamentskommission hin.

Die Kommission will die Bedingungen für das Sport-Hilfspaket entschärfen. Heute hätten die Clubs kaum eine Möglichkeit, an die Bundesgelder heranzukommen. Die Motion komme nun zum Bundesrat und dann in der Herbstsession ins Parlament.

Veranstalterbranche trotz Lockerungen nicht zufrieden
13:36
«Keine Planungssicherheit»:Veranstalterbranche trotz Lockerungen nicht zufrieden
PK Corona-Experten 14.08.2020
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