Auf einen Blick
- Ex-Armeeoffizier kritisiert Armeechef und Verteidigungsministerin scharf
- Tüscher bestreitet freiwilligen Austritt, er spricht von Zwang zur Kündigung
- 35 Jahre Dienst für die Schweiz, zuletzt als Divisionär
Ein ehemaliger Berufsoffizier der Schweizer Armee teilt mächtig aus: Mathias Tüscher (58) bezeichnet Armeechef Thomas Süssli (58) und Verteidigungsministerin Viola Amherd (62) auf seinem Instagram-Profil als «unheilvolles Paar», spricht im Zusammenhang mit ihnen und weiteren, nicht namentlich genannten Personen von «Schurken und Feiglingen», die ihren Job nicht machten.
Tüscher war bis im vergangenen Juni Divisionär, zuletzt kommandierte er die Territorialdivision 1. Dann verliess der Topkader die Armee Knall auf Fall – auf eigenen Wunsch, wie Armeechef Süssli betonte. Was er nicht sagte und SonntagsBlick kurz darauf publik machte: Tüscher blieb bei der Personensicherheitsprüfung hängen, die routinemässig alle fünf Jahre vorgenommen wird. Dem Offizier wurden «Mangel an Integrität» sowie «Anfälligkeit für Erpressung» vorgeworfen, er sei ein Sicherheitsrisiko.
«Plötzlich bin ich gefährlich»
Verdaut hat das Tüscher bis heute nicht. Auf Anfrage sagt der Romand: «35 Jahre loyaler Dienst für mein Vaterland wurden beschmutzt.» Was ihm vorgeworfen wurde, habe er vor zwölf Jahren selber und transparent gegenüber der Bundeskanzlei und dem VBS offengelegt, sagt Tüscher. «Zweimal war das bei der Sicherheitsprüfung nicht relevant – und beim dritten Mal bin ich deswegen plötzlich gefährlich.»
Wie genau Tüscher für die Armee zum Sicherheitsrisiko wurde, ist unklar. Es wurde Stillschweigen vereinbart. Das VBS teilt mit, über Gründe für Kündigungen grundsätzlich keine Auskunft zu geben, auch Tüscher will dazu nichts sagen.
Dass er die Armee auf eigenen Wunsch verlassen habe, bestreitet er hingegen vehement. «Man hat mich vor die Wahl gestellt: Entweder ich gehe freiwillig und das mit der Sicherheitsprüfung bleibt unter Verschluss, oder ich werde gefeuert, mit öffentlicher Kommunikation.» Also habe er sich für Ersteres entschieden, sagt Tüscher. Da das mit dem «Sicherheitsrisiko» letztlich doch an die Medien durchgesickert sei, «hatte ich das Privileg, doppelt bestraft zu werden».
Als Berater bei der Polizei
Das Verteidigungsdepartement weist Tüschers Vorwürfe auf Anfrage «in aller Form zurück» und hält daran fest, dass der Divisionär die Armee aus freien Stücken verlassen habe.
Der Ex-Berufsoffizier ist inzwischen selbständig tätig. Kürzlich wurde er als Berater für ein Reformprojekt bei der Polizei von Lausanne engagiert.