Er war laut, er eckte an – und er war immer wieder in den Schlagzeilen zu finden: der rechte Hardliner Claudio Schmid (51). Zwei Jahrzehnte lang politisierte er für die SVP im Zürcher Kantonsrat, erst bei den Wahlen im Februar trat er nicht mehr an.
Nach seinem Rücktritt aus dem Parlament geht Schmid nun auf Distanz zur Partei. Wie er gegenüber SonntagsBlick bestätigt, ist er aus der SVP Bülach ausgetreten und nur noch Passivmitglied bei der SVP Bachenbülach. «Ich habe meine Mitgliedschaft sistiert», sagt er.
Zu den Gründen äussert sich Schmid nicht, betont aber, dass er keinen Groll gegen die SVP hege. Auf Facebook tönt es anders. Dort schreibt er in einem Kommentar: «Die SVP ist träge geworden. Gerade die einst führende Zürcher Partei wurde mittlerweile von Bauern übernommen, die sich in erster Linie für ihren Milchpreis starkmachen.» Steuern, Gewerbe, Wirtschaft interessierten weder Regierungsrat Ernst Stocker noch Kantonspräsident Domenik Ledergerber, «geschweige denn die lahme Fraktion».
Claudio Schmid ist jetzt bei Mass-Voll
Während Claudio Schmid die SVP kritisiert, wendet er sich einer anderen Gruppierung zu. Seit kurzem ist der Bülacher alt Kantonsrat Mitglied bei den Corona-Skeptikern von Mass-Voll. Die Gruppe um den selbst ernannten Freiheitskämpfer Nicolas A. Rimoldi entstand aus dem Kampf gegen die Pandemie-Massnahmen und tritt jetzt in mehreren Kantonen für den Nationalrat an. In den letzten Monaten fiel Rimoldi wiederholt durch seine Nähe zu Rechtsextremen auf.
In Zürich ist Mass-Voll eine Listenverbindung mit der massnahmenkritischen Partei «Aufrecht Schweiz», mit der EDU und den Schweizer Demokraten (SD) eingegangen. Schmid behauptet, «Architekt» der rechten Allianz zu sein. Mass-Voll-Anführer Rimoldi drückt es so aus: «Er hat bei der Bildung der Listenverbindung stark mitgeholfen.» Vor allem die guten Kontakte Schmids zur christlich-konservativen EDU waren dabei offenbar entscheidend.
«Ich war während der Pandemie pragmatisch»
Und was sagt Schmid über seinen Beitritt zu Mass-Voll? «Ich teile die unerschrockenen Freiheitspositionen der Gruppe.» Diese seien SVP und FDP abhandengekommen.
Den Corona-Kurs von Mass-Voll hingegen sieht Schmid kritisch: «Ich war während der Pandemie pragmatisch.» So habe er stets den Kurs der Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) mitgetragen, die vor Corona warnte und sich für teils harte Massnahmen starkmachte. Und noch etwas betont der ehemalige SVP-Kantonsrat mit Blick auf Mass-Voll: dass er von Verschwörungstheorien nichts hält.