«Völlig aus dem Nichts», sei der Rauswurf auf Twitter gekommen, sagt Claudio Schmid zu BLICK. «Account gesperrt», hiess es plötzlich.
Über sieben Jahre nutzte der SVP-Mann aus Bülach ZH mit Jahrgang 1971 Twitter als Plattform, um gegen politische Gegner zu sticheln. Manchmal auch unter der Gürtellinie.
Bei der linken Twitteria wurde er so zum roten Tuch. Und er gefiel sich in der Rolle: «Das Mittel der Provokation darf man nicht unterschätzen. Richtig eingesetzt, hilft es, Aufmerksamkeit auf Missstände zu lenken. Das nennt man Politmarketing», diktierte Schmid im Mai 2020 der «NZZ».
Ende September 2016 wurde Schmid wegen übler Nachrede verurteilt, selber habe er mit Beschimpfungen gelebt und «viel Hass achselzuckend entgegen genommen».
Nun ist damit Schluss. Alle seine vier Konten seiner multiplen Twitter-Persönlichkeit sind weg:
- @claudio_schmid
- @schmid_claudio
- @urex_ch
- @justiz_ch
Und sogar Fake-Accounts mit grossem «i» statt kleinem «L» hats erwischt:
- @claudio_schmid
- @schmid_claudio
Nach wie vor online sind Parodie-Profile:
- @ClowndioS
- @CIaudioSchmid (wieder mit grossem «i» statt kleinem «L»)
Auf Facebook, wo Schmid noch publizieren kann, nimmt er den Rauswurf überraschend locker: «Das war’s offenbar mit Twitter», schreibt er am Donnerstagabend. «Heute machte ich den Trump. Mein Account wurde ohne Vorwarnung gesperrt. Es war eine gute Zeit. Das Leben geht weiter.»
Natürlich kommt einem der Vergleich mit der Sperrung des US-Präsidenten schnell in den Sinn – und dennoch ist er übertrieben. Schliesslich war Trump mit seinen 88 Millionen Followern doch ein ganz anderes Kaliber.
Wie ist engagierter Diskurs möglich?
Auf Twitter beäugt man das Geschehen denn auch kritisch: «So richtig mag ich nicht einstimmen in den Jubel ob der Sperrung», schriebt User Amadé Fries. «Wir müssen uns überlegen, wie hier auch künftig ein engagierter Diskurs möglich sein kann. Ja, auch mit gewissen Volli***n.» Wenns heute den einen trifft, triffts morgen den anderen.
Warum Schmid gerade am Donnerstag verbannt wurde, war zunächst unklar. Er selber hatte erst eine konzertierte Aktion politischen Gegner im Visier und stellt Vermutungen an.
Doch es war nicht der Inhalt der Tweets, sonder die Anzahl seiner Konten, wie ein Twitter-Sprecher am Morgen danach dem Branchenportal «Persönlich» erklärte. «Die Kontos wurden dauerhaft gesperrt, weil sie gegen unsere Multiaccount-Richtlinie verstossen und doppelte Inhalte über mehrere Accounts gepostet haben», erklärte ein Twitter-Sprecher. So heisst es in den Twitter-Regeln klipp und klar: «Du darfst Unterhaltungen nicht künstlich verstärken oder stören, indem du mehrere Accounts nutzt.»
Schmid meint, er habe schon seit Jahren mit einer Sperre gerechnet. Und fügt an: «Immerhin bin ich jetzt der erste Schweizer Politiker, den es erwischte.» Schmid wird die Twitter-Sperre wohl anfechten.
So oder so. Ruhig wird es um Claudio Schmid wohl nicht so schnell: Seit Samstagmorgen ist er ebenfalls beim hippen Invite-only-Netzwerk Clubhouse dabei.