Nur noch 35 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer zahlen am liebsten in bar – der Rest bevorzugt Karte oder eine Bezahl-App auf dem Handy. Doch dass Bargeld in der Schweiz ganz verschwindet, wie wohl bald in Schweden, Norwegen oder Finnland, ist nicht zu erwarten.
Im Gegenteil: Der Bundesrat will eine Bargeld-Garantie explizit in die Verfassung schreiben. Zwar ist schon jetzt im Gesetz festgeschrieben, dass die Nationalbank sich um die Versorgung mit Bargeld kümmern muss. Der Bundesrat will diese Bestimmung aber von Gesetzes- auf Verfassungsstufe heben.
Volksinitiative verlangt Bargeld-Garantie
Ein symbolischer Akt, der aber eine Vorgeschichte hat: Im Februar hat die Freiheitliche Bewegung Schweiz knapp 137'000 Unterschriften für die Bargeld-Initiative eingereicht. Diese verlangt einerseits,
- dass Münzen oder Banknoten immer in genügender Menge zur Verfügung stehen und anderseits,
- dass ein allfälliger Ersatz des Schweizerfrankens durch eine andere Währung durch eine Volksabstimmung beschlossen werden muss.
Unterdessen hat die Freiheitliche Bewegung noch eine zweite Bargeld-Initiative lanciert. Diese fordert, dass der Bund sicherstellen muss, dass in Geschäften immer genügend Kassen vorhanden sind, mit denen man mit Münzen und Noten bezahlen kann. In Städten soll alle zwei Kilometer ein Bancomat zur Verfügung stehen, in kleinen Gemeinden soll ein solcher innerhalb von 15 Minuten mit dem Auto oder ÖV erreichbar sein.
Bargeld ist ineffizient, unhygienisch – und gut für Kriminelle
Diese Initiative dürfte es beim Bundesrat schwerer haben – greift sie doch stark in die unternehmerische Freiheit ein. Andererseits zeigen Entwicklungen wie in Schweden, dass Angebot und Nachfrage zusammenhängen: In Schweden müssen Läden und selbst Banken kein Bargeld annehmen. Noten und Münzen wurden daraufhin nahezu bedeutungslos.
Deren Abschaffung hat aber durchaus Vorteile: Bargeld ist sehr ineffizient. Es muss produziert, hin- und hertransportiert werden und immer passend vorliegen. Das Zahlen mit Karte oder Handy ist zudem wesentlich hygienischer, als Banknoten von Hand zu Hand zu reichen.
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Durch die Anonymität der Transaktion ist es mit Barzahlungen ausserdem leichter, Steuern zu hinterziehen, kriminelle Geschäfte zu machen oder Geld zu waschen. Ein Barzahlungsverbot bei Summen über 100'000 Franken, wie das 2013 die damalige Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf (67) vorgeschlagen hatte, war im Parlament jedoch chancenlos. In manchen Nachbarländern sind sogar Barzahlungen ab 1000 Euro verboten.
Bargeld ist sicher, für alle und schützt die persönlichen Daten
Doch keines dieser Argumente kann die Schweizer von Fünffränkler und Hunderternote abbringen. Und diese haben ja auch Vorteile: Bargeld funktioniert ohne Strom, ohne Smartphone und auch wenn Terminals oder Server streiken – in Zeiten von Cyberangriffen ein Pluspunkt. Auch die Anonymität der Bargeld-Transaktion hat durchaus Vorteile – etwa, weil Banken und Händler so keine Kundenprofile erstellen können.
Und so kommt die Nationalbank alle paar Jahre wieder zum gleichen Schluss: Eine klare Mehrheit der Bevölkerung möchte auch in Zukunft auf die Sicherheit und Anonymität von Bargeld zählen können.