«Von verschiedenen Organisationen wird derzeit viel Geld gesammelt. Doch wir wissen nicht, was mit diesem Geld passiert», klagte der ukrainische Botschafter Artem Rybchenko (39) jüngst im Blick-Interview. Es müsse genau festgelegt werden, wo genau die gesammelten Hilfsgelder hingehen. «Dafür braucht es Transparenz, auch vonseiten der Hilfsorganisationen.»
Die Klage kommt nicht ohne Grund. So haben Schweizer Hilfswerke trotz Rekordspendensummen für die Ukraine erst einen Bruchteil der gesammelten Gelder in dem vom russischen Angriffskrieg zerstörten Land investieren können. Dies zeigt eine Umfrage der «Sonntagszeitung» bei mehreren Hilfswerken.
Erst 30 von 185 Millionen ausgegeben
Insgesamt wurden schon gut 285 Millionen Franken für die Ukraine gespendet. Die Glückskette, das Schweizerische Rote Kreuz, Caritas und Helvetas haben zusammengezählt alleine schon rund 185 Millionen Franken gesammelt, aber erst 23 Millionen davon wurden bisher direkt in der Ukraine ausgegeben. Dazu kommen 7 Millionen Franken, die für die Hilfe in Nachbarländern und Flüchtlinge in der Schweiz verwendet wurden. Insgesamt wurden also erst 30 Millionen Franken verwendet. Also etwa ein Sechstel der Spendengelder.
Bei der Glückskette hiess es, dass nebst den Sicherheitsrisiken auch die Kapazitäten der Partnerorganisationen in der Ukraine eine Herausforderung darstellten. Es sei schwierig, ausreichend qualifiziertes Personal zu rekrutieren, «da viele Menschen geflohen sind». Allerdings gibt es durchaus Projekte, wie ein Besuch von Blick TV in der Ukraine aufzeigt.
Das Rote Kreuz plant laut eigenen Angaben ein Engagement in der Ukraine bis mindestens 2025.
Regierung hat eigene Spenden-Plattform
Der ukrainische Botschafter hingegen hat einen besonderen Wunsch an die Spendenden: «Wenn man der Ukraine helfen will, geben Sie das Geld direkt an die Wiederaufbauprojekte!», so Rybchenko im Blick. «Und geben Sie es jetzt, nicht erst in ein, zwei Jahren, weil wir es jetzt brauchen. Wir müssen unser Land heute wieder aufbauen.»
Die ukrainische Regierung hat sogar eine eigene Spenden-Plattform «United24» aufgebaut. Rybchenko verspricht: «Es wird genau nachverfolgbar sein, was mit dem Geld geschieht.» (SDA/rus)