Der Entscheid, welchen Kampfjet die Schweiz beschafft, steht kurz bevor. Die Tests sind abgeschlossen, der Evaluationsbericht liegt vor – nun muss sich der Bundesrat festlegen. Am Mittwoch beginnen in der Regierung die Diskussionen, welchen der vier zur Auswahl stehenden Typen man kaufen will.
Mitten in die heisse Phase platzt nun Ex-Armeechef André Blattmann (65). Der ehemalige Korpskommandant übt grundsätzliche Kritik an der Kampfjet-Beschaffung, wie die «NZZ» berichtet.
Blattmann hat ein neunseitiges Papier verfasst, in dem er aufzählt, was es aus seiner Sicht zu bemängeln gibt. Erhalten haben das Dokument laut seinen Angaben Personen «im bürgerlichen Lager», weil diese eventuell keinen Zugang zu umfassenden Informationen hätten oder einseitig bedient würden.
Er warnt vor Investitions-Blockade
Der ehemalige Armeechef kommt laut der «NZZ» in seiner Analyse zum Schluss, dass die Schweiz eigentlich gar keine neuen Kampfjets braucht. Kampfflugzeuge seien auf einen Gegner ausgerichtet, «den es auch in der Krise und im Konflikt in unserem Umfeld kaum mehr gibt». Er ist der Meinung, dass ein breites Spektrum an bodengestützter Luftverteidigung (Bodluv), also an Boden-Luft-Raketen, zur Verteidigung reichen würde. Bodluv-Systeme seien im Unterhalt auch viel günstiger als Kampfjets.
Weiter warnt Blattmann, dass durch den Kampfjet-Kauf andere Investitionen in die Zukunft der Armee über Jahre praktisch verunmöglicht werden könnten. Denn die Kampfjet-Beschaffung läuft über das ordentliche Armeebudget. Sechs Milliarden Franken stehen Verteidigungsministerin Viola Amherd (59) für den Kauf zur Verfügung.
20 Jets als Kompromiss
Trotz der Kritik empfiehlt der ehemalige Chef der Armee den Kauf von Flugzeugen. Seiner Meinung nach würden aber 20 Jets reichen – statt der 30 bis 40, welche Amherd beschaffen will.
Blattmann betont gegenüber der «NZZ», dass er mit seiner Kritik nicht die Fundamentalopposition gegen die Kampfjet-Beschaffung stärken will. Vielmehr wolle er erreichen, dass der Bundesrat den Kauf besser begründe und erkläre. Er warnt in seinem Papier: «Wenn wir dem Normalbürger nicht erklären können, wofür wir die Flugzeuge brauchen, werden wir in der nächsten Abstimmung eine verheerende Niederlage einfahren.» (lha)