Österreich machts per 8. Februar, in Italien sind erste Corona-Massnahmen schon seit Montag gelockert: Ennet der Landesgrenzen gibt es ein erstes kleines Licht am Ende des Corona-Tunnels.
Und die Schweiz? In ihrem neuesten Situationsbericht schreibt die wissenschaftliche Taskforce des Bundes von einem «stabilen bis leicht rückgängigen Verlauf» für Mitte Januar. Auch die Übersterblichkeit nimmt ab, wenn sie auch in vielen Regionen immer noch sichtbar ist.
Levy warnt vor «trügerischer» Entwicklung
Doch auf Lockerungen und offene Bars auch hierzulande zu hoffen, ist es trotzdem zu früh. So warnt die Direktorin des Bundesamts für Gesundheit (BAG), Anne Lévy (49), vor einer «trügerischen» Entwicklung. Die jetzigen Corona-Massnahmen würden zwar durchaus Wirkung zeigen, aber: «Wir haben gehofft, dass die Zahlen schneller heruntergehen.»
Ob das vor allem an den neuen, ansteckenderen Corona-Varianten liegt, ist noch unklar. Klar ist aber, dass die Ansteckungen mit den neuen Varianten zunehmen: Das BAG schätzt, dass inzwischen bis zu 20 Prozent der Corona-Fälle durch ein Mutantenvirus ausgelöst werden.
Österreich und Italien waren früher im Lockdown
«Jetzt ist sicher noch nicht der Moment, um über Lockerungen zu reden», sagt auch Epidemiologe Marcel Tanner (68), der bis Ende Januar die Public-Health-Gruppe der Corona-Taskforce leitete. «Man darf nicht vergessen, dass Österreich und Italien früher als die Schweiz zu strengeren Massnahmen gegriffen haben, die auch gewirkt haben», so Tanner. Österreich etwa öffne nur schrittweise und achte «kohärent darauf, die Ansteckungen tief zu halten». Letzteres etwa mit dem verschärften Grenzregime.
Um allfällige – und schrittweise – Lockerungen ins Auge zu fassen, braucht es für Tanner Fallzahlen «im tiefen dreistelligen Bereich». Als weiteren «Meilenstein» nennt er, dass alle aus den Risikogruppen geimpft sind, die das auch wollen, «denn das schützt vor allem auch das Gesundheitssystem».
Beim BAG ist man vage, was die Bedingungen für eine Lockerung betrifft. So spricht sich Anne Lévy gegen fixe Kriterien aus: «Ein Ampelsystem zu machen, halten wir für den falschen Weg.» Man müsse die Situation Tag für Tag analysieren und darauf basierend entscheiden. Klar ist: Die Fallzahlen seien noch immer zu hoch.
FDP-Chefin fordert Klarheit
Die langfristige Strategie des Bundesrats gibt indes politisch wieder zu reden. Nach Lockerungen ruft zwar nach wie vor nur die SVP. Doch wie es Ende Februar, wenn die geltenden Corona-Massnahmen auslaufen, weitergehen soll, wird Thema. «Für die FDP ist klar, dass der Bundesrat so rasch wie möglich aufzeigen muss, wie er ab spätestens Ende Februar weiterzufahren plant», sagt Parteichefin Petra Gössi (45).
Zurückhaltender ist die SP. «Die Pandemie lässt sich nicht beenden, indem man einfach ein Datum fixiert», sagt Co-Präsidentin Mattea Meyer (33). «Der Massstab kann nur eine schrittweise Öffnung sein, die mit möglichst wenig Ansteckungen verbunden ist.»
Zumindest Gössi dürfte am Mittwoch enttäuscht werden. Zwar wird der Bundesrat in seiner Sitzung sicherlich über die Corona-Lage reden. Doch konkrete Entscheide, geschweige denn ein Ausstiegsszenario, sind dem Vernehmen nach aber nicht zu erwarten.