Es könnte den Zugang zu Konzerten ermöglichen oder in ein Restaurant. Das Corona-Zertifikat, das Privilegien ermöglicht, soll im Juni zur Verfügung stehen. Das hatte Gesundheitsminister Alain Berset (49) am Mittwoch angekündigt. Geimpfte, zeitnah Getestete und von Corona Genesene sollen Zutritt zu Veranstaltungen erhalten, wenn sie ein solches Zertifikat vorweisen können.
Der Epidemiologe Marcel Salathé (46) hat Bedenken. «Mir persönlich macht es Sorgen, wenn die Antikörper in meinem Blut plötzlich darüber bestimmen, wo ich hindarf und wo nicht», sagt er im am Donnerstag veröffentlichten Interview mit den Tamedia-Zeitungen. Die Vorstellung eines Konzerts nur für Geimpfte irritiere ihn enorm.
Wenn sich viele impfen, brauche es keine Kontrollen mehr
Für Auslandreisen werde ein solches Zertifikat unumgänglich sein, sagt Salathé. Im Inland sollten aber Impf-, Test- und Immunitätsausweise «mit grösster Zurückhaltung» eingesetzt werden. Er finde es heikel, Bevölkerungsgruppen wegen eines Gesundheitsmerkmals unterschiedlich zu behandeln.
Kosten und Nutzen einer solchen Lösung müssten gut abgewägt werden, so Salathé, der bis im Februar Mitglied der wissenschaftlichen Corona-Taskforce des Bundes war. Wenn sich viele impften, werde es das Virus extrem schwer haben, und dann brauche es auch keine Kontrolle am Eingang mehr.
Mutationen können alles wieder ändern
Ob ein Corona-Zertifikat aus epidemiologischer Sicht sinnvoll sein werde, lasse sich noch nicht sagen, so Salathé. Insbesondere neue Virus-Varianten könnten den Verlauf der Pandemie rasch ändern. Zudem sei es eine Illusion, zu glauben, dass mit Test- und Impfnachweisen jegliches Risiko beseitigt werden könne. (SDA/dba)