«Ehe für alle»-Gegner fordern
Post soll Sondermarke einstampfen

Seit anfangs Juli gilt in der Schweiz die «Ehe für alle». Die Post hat dazu eigens eine Sondermarke herausgegeben. Für die Gegner ist das ein Verstoss gegen die politische Neutralität und ein Missbrauch staatlicher Mittel zu Propaganda-Zwecken.
Publiziert: 26.07.2022 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2022 um 19:08 Uhr
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Mit 64,1 Prozent hat die Schweiz im September 2021 deutlich Ja gesagt zur Ehe für alle.
Foto: imago images/Geisser
Daniel Ballmer

Für die Post ist es nicht weniger als ein «Meilenstein auf dem Weg zur Gleichstellung». Im vergangenen September hatte die Schweiz deutlich «Ja, ich will» gesagt zur Ehe für alle. Seit Anfang Juli ist das Gesetz nun in Kraft – was die Post pünktlich auf dieses Datum mit einer Sondermarke würdigte. Sie zeigt 30 Ballone in Regenbogenfarben, die zusammengeknüpft als grosses Herz in Richtung Himmel abheben.

Das aber ist den Gegnern ein Dorn im Auge. In einem vom Dienstag datierten offenen Brief beschwert sich der Trägerverein «Nein zur Ehe für alle» bei Postministerin Simonetta Sommaruga (62), Verwaltungsratspräsident Christian Levrat (52) und Post-Chef Roberto Cirillo (50).

«Verstoss gegen politische Neutralität»

Das sei eine «eindeutige politische Positionierung» der Post, protestiert das Gegenkomitee. Mit Nachdruck protestiert es daher «gegen diesen Verstoss der politischen Neutralität und die missbräuchliche Verwendung von staatlichen Mitteln und Kanälen zu Propaganda-Zwecken».

Als faktischer Staatsbetrieb müsse die Post die gesamte Bevölkerung vertreten und dürfe nicht einseitig Partei nehmen. Mit einer solch «polarisierenden und gesellschaftsspaltenden» Positionierung trage der «Gelbe Riese» nicht zu seiner Glaubwürdigkeit bei, die bereits in vielen Bereichen stark angeknackst sei.

Die «Ehe für alle»-Gegner spielen damit auf den Postauto-Skandal an, aber auch auf die Schliessungen von Poststellen und den Abbau von Dienstleistungen.

Post soll Restauflage einstampfen

Knapp 36 Prozent der Stimmbevölkerung hatten sich gegen die «Ehe für alle» ausgesprochen. Mit dieser Ereignismarke werde die Meinung von mehr als einem Drittel der Bevölkerung übergangen, gibt das Gegenkomitee zu bedenken. Und es argwöhnt, dass die Post wohl keine Briefmarke herausgebracht hätte, wenn die andere Seite gewonnen hätte.

Die Forderung der Gegner ist klar: Die Post soll die Briefmarke zurückziehen und die Restauflage einstampfen. Oder aber: Der Konzern gibt «im Sinne der Gleichberechtigung» eine Marke heraus mit dem Slogan, der die Ehe als Verbindung zwischen Mann und Frau als am besten für das Kindeswohl geeignete Verbindung unterstreicht.

«Dokumentalistin der Zeitgeschichte»

Auf solche Forderungen geht die Post nicht ein. Aber: Als bundesnahes Unternehmen sei die Post politisch neutral, versichert Sprecher Stefan Dauner. Die Post habe sich nicht am Abstimmungskampf beteiligt. Nun aber sei «Ehe für alle» Tatsache. Und die Post halte seit jeher ausgewählte historische Ereignisse auf Briefmarken fest – «quasi als Dokumentalistin der Zeitgeschichte». Das sei auch hier der Fall.

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