Es regnete Reis und Rosenblätter, als Nicolas Walder (56) und Jorge Cadena (37) am Samstag aus dem Standesamt in Carouge GE traten. Der Genfer Nationalrat und sein Ehemann gehören zu den ersten homosexuellen Paaren der Schweiz, die geheiratet haben.
Walder, ehemaliger Grünen-Präsident des Kantons Genf und früherer Stadtpräsident von Carouge, hatte auf politischer Ebene für die Ehe für alle gekämpft. Als die Stimmbevölkerung vergangenen September schliesslich Ja sagte, kündigte er noch in der Abstimmungssendung des Westschweizer Fernsehens RTS an, zu heiraten. Er hoffe, dass Justizministerin Karin Keller-Sutter (58) Gas gebe bei der Umsetzung, damit sie nicht mehr allzu lange warten müssten, sagte er damals.
Ein Zeichen der Liebe
Einen Tag, nachdem die Ehe für alle in der Schweiz in Kraft getreten ist, liess sich der Politiker und der Regisseur jetzt trauen. Mitgefeiert haben auch zahlreiche Parteikolleginnen und -kollegen, darunter Nationalratspräsidentin Irène Kälin (35) und Grünen-Fraktionschefin Aline Trede (38).
Lange habe er mit der Institution Ehe nichts anfangen können, sagt Walder gegenüber «Le Matin Dimanche». Mit der Öffnung für schwule und lesbische Paare sei sie für ihn aber zu einem Symbol der Liebe geworden. «Diese Anerkennung durch die Gesellschaft ist wichtig für uns und unsere Angehörigen» und bedeute ihm mehr als die Partnerschaft an sich.
Die meisten sind schon eingetragene Partner
Nebst dem Grünen-Nationalrat und seinem Partner haben sich zahlreiche weitere Paare in den ersten beiden Tagen des Inkrafttretens der Ehe für alle das Jawort gegeben. Die Mehrheit lebte aber im Gegensatz zu Walder und Cadena schon in einer eingetragenen Partnerschaft und hat diese nun in eine Ehe umwandeln lassen.
In der Stadt Zürich beispielsweise haben bisher 250 gleichgeschlechtliche Paare beim Standesamt einen Termin reserviert. Rund 90 Prozent sind bereits eingetragene Partner. (lha)