Nach jahrelanger Blockade und einem erbitterten Streit haben sich die Tarifpartner – Ärzte, Spitäler und Krankenkassen – am Donnerstagnachmittag in einer Sitzung nun endlich geeinigt: Sie haben ihr Konzept für das neue Ärztetarifsystem verabschiedet, wie die Organisation ambulante Arzttarife (OAAT) in einem Communiqué mitgeteilt hat.
Der Bundesrat um Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider (60) hat nach jahrelangem Hin und Her im vergangenen Juni beschlossen, den Tarif Tarmed zu ersetzen. Einerseits durch den Tardoc, der für einzelne ärztliche Leistungen eine Vergütung vorsieht. Anderseits durch Pauschalen, mit denen für komplexe Behandlungen oder Operationen fixe Preise definiert werden.
Bundesrat hielt Tarifpartner Messer an den Hals
Damit gab Baume-Schneider den Tarifpartnern den Tarif durch und setzte den Streithähnen das Messer an den Hals: Diese hätten bis spätestens zum 1. November Zeit gehabt, ein gemeinsames, übergreifendes Konzept einzureichen. Denn der Zeitplan ist sportlich: Die neue Tarifstruktur soll ab Anfang 2026 in Kraft treten können.
Das neue System soll ein modernes, gerechtes und transparentes Tarifwerk für ärztliche Leistungen in der ambulanten Versorgung schaffen und so die medizinische Versorgung verbessern. Davon profitieren werden vor allem Ärztinnen, aber auch Patienten.
Leistungen für Ärzte besser bezahlt, für Patienten günstiger
Ärzte profitieren, weil Leistungen, die heute nicht kostendeckend sind, künftig besser bezahlt werden. So sollen Hausärzte mehr Geld für Gespräche mit Patienten, Angehörigen, Heimen und Spitex erhalten. Patienten und Prämienzahlerinnen, weil Leistungen, die heute zu hoch vergütet werden, künftig günstiger werden.
Der Krankenkassenverband Santésuisse begrüsst die Entscheidung. Sie basiere auf sorgfältigen Abwägungen und stelle einen nachhaltigen Kompromiss dar, schreibt der Verband in einer Mitteilung. Jetzt sei wichtig, dass das neue Tarifsystem auch eingeführt werde.
Referendum läuft
Für die Zusammenführung der zwei Strukturen ist die OAAT zuständig, die von Pierre Alain Schnegg (61), Gesundheitsdirektor des Kantons Bern, präsidiert wird. Doch bis zur Einführung gibt es noch eine letzte Hürde zu überwinden: Beim Ärzteverband FMH läuft ein Referendum gegen die Reform – obwohl der Verband an der Delegiertenversammlung im Oktober grundsätzlich zugestimmt hat. Nun läuft die Vorbereitung für die Einführung parallel, sagt Schnegg. «Das Innendepartement kann nun mit den Prüfarbeiten beginnen. Gleichzeitig warten wir den Entscheid über das Referendum ab. Das Ziel ist noch immer, am 1. Januar 2026 zu starten. Ich kann nur allen Leistungserbringern, die künftig mit dem neuen Gesamt-Tarifsystem arbeiten werden, empfehlen, sich darauf vorzubereiten.» Der Berner Regierungsrat hofft auf die Zustimmung der Ärzte. «Das wäre ein wichtiger Meilenstein.»
Auch Baume-Schneider freut sich bereits: «Das ist eine ausgezeichnete Nachricht», schreibt sie auf X. Sie zeige die Dialogbereitschaft und die Reformfähigkeit im Gesundheitssystem.