Es hatte sich abgezeichnet. Die Entwicklung ging für den Zürcher Ständerat Daniel Jositsch (57) in die falsche Richtung, seit er am 8. November seinen grossen Auftritt vor den Medien hatte und ankündigte: Er will in den Bundesrat – selbst gegen den Willen der Partei-Oberen.
Damals hatte noch keine SP-Frau ihren Hut in den Ring geworfen, doch plötzlich waren sie da: Eva Herzog (60), Evi Allemann (44) und Élisabeth Baume-Schneider (58). Herzog und Baume-Schneider sitzen wie Jositsch im Ständerat, Allemann war früher Nationalrätin.
Vorteil bei den Frauen
Sie alle haben einen entscheidenden Vorteil Jositsch gegenüber. Nein, nicht – oder ja, auch –, dass sie alle drei Frauen sind. Aber vor allem sind oder waren sie alle drei Exekutiv-Politikerinnen und nicht bloss Uni-Professorinnen und im Präsidium von KV Schweiz. Baume-Schneider und Herzog amteten im Jura beziehungsweise in Basel als Regierungsrätinnen. Evi Allemann sitzt in der Berner Kantonsregierung.
Hätte sich dieses Trio aber nach reichlicher Überlegung gegen eine Kandidatur entschieden, und wäre bloss eine derjenigen SP-Politikerinnen angetreten, die in den letzten Tagen abgesagt hatten, obwohl sie gar niemand auf der Rechnung hatte, ja dann wäre die SP-Rennleitung wohl froh gewesen über Jositschs Einsatz für die Männer – und für sich selbst.
Aber eben. Dem ist nicht so. Vielleicht hatte die Leitungscrew mit dem Co-Präsidium Mattea Meyer (35) und Cédric Wermuth (36) sowie Fraktionschef Roger Nordmann (49) etwas hoch gepokert, als sie Anfang Monat klarmachte, bloss ein Zweier-Ticket mit Frauen zu wollen. Aber es ging gut aus. Die Fraktion steht hinter ihnen.
Kein Per-Äxgüsi
Das hatte sich schon in den letzten Tagen immer mehr gezeigt. Hinter vorgehaltener Hand sagten SPler gar, Jositschs Egotrip zeige wohl, dass er nicht zum Bundesrat tauge. Auch dort suche man nur die offene Konfrontation, wenn man wisse, dass man gewinne. Wer das Zeug zum Bundesrat habe, löse solches eleganter. So hätte der Ständerat Roberto Zanetti (67) auftreten und gleiche Chancen für Frau und Mann einfordern – und per äxgüsi Jositsch vorschlagen – können.
So aber war Jositsch am Schluss allein. Denn es war nicht einmal wie zuvor angekündigt Ratskollege Zanetti, der den Antrag für ein Dreier-Ticket mit mindestens zwei Frauen darauf einbrachte. Dieses Ticket mit der Option, dass die dritte Person auch ein Mann sein könnte, hätte Jositsch eine Brücke aufs Ticket bauen sollen. Nein, am Ende musste Jositsch diese Lex Jositsch selber einbringen.
So war es nicht verwunderlich, dass, wie Fraktionschef Roger Nordmann (49) am Freitag bekannt gab, 37 Fraktionsmitglieder für ein rein weibliches Ticket votierten und bloss 6 Personen dagegen.
«Lektion gelernt»
«Jositsch hat seine Lektion gelernt», heisst es von den Genossen nun. Er habe schon vor der Fraktionssitzung gemerkt, dass er auf verlorenem Posten steht. Beide Seiten seien denn auch pfleglich miteinander umgegangen. Man habe sich hüben wie drüben nicht den Weg für eine weitere Zusammenarbeit verbauen wollen.
Die Wahlabsichten der anderen Fraktionen sind klar: Sie verlangen eine Auswahl von der SP. Und die Genossen servieren ihnen eine solche auf einem Zweier-Ticket, wie sie am Freitag ebenfalls beschlossen. Erst am 26. November bestimmen sie, welches Duo aus dem Trio Herzog, Allemann, Baume-Schneider auf dem Ticket landet.
Aus diesem Duo, so versprechen die Fraktionen, werden ihre Mitglieder die SP-Bundesrätin wählen. Gut möglich, dass Jositsch ein paar Stimmen erhält. Darunter vielleicht jene Zanettis. Doch reichen wird es nicht.
Es wird eine Frau mit E
Am Mittwochmorgen, 7. Dezember, wird ab 8 Uhr erst die Nachfolge von SVP-Bundesrat Ueli Maurer (71) bestimmt, da dieser zuerst zurückgetreten ist. Die Bundesversammlung kann hier aus einem Zweiter-Ticket mit Albert Rösti (55) und Hans-Ueli Vogt (52) wählen.
Dann wird zur Ersatzwahl für SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62) geschritten. Gewählt wird nicht ein Mann, auch nicht, wenn sein Vorname mit einem D beginnt. Gewählt wird eine Frau, bei deren Vorname ein E am Anfang steht.
Jositsch bleibt Ständerat.