SRF meldet
Blocher soll sich aus Politik zurückziehen

Am Sonntag wird SVP-Übervater Christoph Blocher 80 Jahre alt. In einem Interview kündigt er seinen Rückzug aus der Politik an. Doch ist das ernst gemeint?
Publiziert: 09.10.2020 um 10:47 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2020 um 20:40 Uhr
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Christoph Blocher dreht der SVP-Leitung im März 2018 den Rücken – und nun auch der Politik.
Foto: STEFAN BOHRER

Ist es nun so weit? Zwei Tage vor seinem 80. Geburtstag kündigt SVP-Übervater Christoph Blocher (79) seinen Rückzug aus der Politik an. «Ich merke, die Kräfte lassen nach – zum Beispiel das Gedächtnis», sagt Blocher in einem «10 vor 10»-Interview, das am Freitag Abend ausgestrahlt wird.

Man müsse bescheiden sein und erkennen, dass es nicht immer weitergehen könne. «Man kennt ja die Mucken der alten Leute. Mit der Zeit geht das in Sturheit über – da muss man beizeiten die Weichen stellen.»

Mit dem Thema Europa gescheitert

SRF-Bundeshaus-Journalist Andy Müller twittert einen Ausschnitt aus dem Interview vorab. Blocher wird am Sonntag 80 Jahre alt, nun müssten die Jungen in der SVP ran, sagt er. Und: Zum SVP-Kernthema Europa gäbe es in nächster Zeit keine Initiative mehr, so Blocher weiter. Nach der Niederlage bei der Begrenzungs-Initiative Ende September muss nun auch der Parteivordenker zugeben, dass das Thema Europa das Volk vielleicht nicht mehr so interessiere.

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Wie ernst es Blocher mit seiner Rücktrittsankündigung meint, bleibt abzuwarten. In einem ebenfalls heute Freitag erschienenen Artikel in der «Schweizer Illustrierten» sagt er nämlich das Gegenteil. Das Scheitern der Begrenzungsinitiative und die Diskussion um den Rahmenvertrag mit der Europäischen Union bewiesen, dass er weiterkämpfen müsse. «Solange das Modell einer freiheitlichen, direktdemokratischen und neutralen Schweiz gefährdet ist und ich noch Kraft habe, mache ich weiter.»

Kritik an Blocher wuchs zuletzt

Was ein Rückzug Blochers faktisch bedeuten würde, ist ohnehin unklar. Denn offiziell hat er ohnehin kein Amt mehr in der SVP inne. Dennoch gab er weiterhin den Ton an und bestimmte die Strategie.

Das hatte in den letzten Monaten zu Kritik am Vordenker geführt. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand enervierten sich Parteimitglieder über Blocher – etwa nachdem er die Westschweiz für das Nein zum Kamfpjet beschimpft hatte. «Absolut nicht tragbar», fand der Lokalpolitiker Michael Frauchiger.

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Ganz verschwinden wird der Name Blocher aber nicht aus der Politik: Nur schon, weil Tochter Magdalena Martullo-Blocher (50) im Nationalrat sitzt und auch parteiintern in die Fusstapfen des Vaters getreten ist. (sf/bö)

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