Das «internationale Genf» – für viele Schweizer ist das nicht mehr als eine Floskel. Nicht selten steht der Ausdruck auch dafür, dass Genf gar nicht so recht zur Schweiz gehört: Am Lac Léman geht es internationaler zu und her.
Weltpolitik bestimmt das Business und das Strassenbild. Aserbaidschanische Oligarchen flanieren neben afrikanischen Diplomatinnen, arabische Scheichs mieten für ihre Harems ganze Etagen in Luxushotels.
Humanität – und Geheimgespräche
Das alles hat mit der Geschichte Genfs als Handels- und Finanzknotenpunkt zu tun. Aber auch damit, dass seit dem 19. Jahrhundert internationale Organisationen hier ihre Zelte aufschlugen. Den Anfang machte 1863 das Internationale Komitee des Roten Kreuzes, nach dem Ersten Weltkrieg folgten der Völkerbund und weitere Organisationen.
Gleichzeitig etablierte sich Genf als Zentrum für internationale Vermittlungen – ein diskretes Geschäft. Seit dem sogenannten Alabama-Fall 1872 – einem Streit zwischen Grossbritannien und den USA nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg – ist Genf auch der Ort, an dem sich Regierungen für heikle Gespräche treffen.
26'000 Diplomaten aus aller Welt
Heute sitzen mehr als 40 internationale Organisationen, 177 diplomatische Vertretungen und über 380 Nichtregierungsorganisationen in Genf. Insgesamt leben und arbeiten hier rund 26'000 Diplomaten und internationale Beamte sowie 2400 NGO-Mitarbeiter. Jährlich finden 2800 internationale Konferenzen und Tagungen mit rund 200'000 Teilnehmern statt.
Ein buntes Treiben – das zum guten Ruf der Schweiz beiträgt, für viele aber unbekanntes Terrain darstellt. BLICK will das ändern – und gibt überraschende Einblicke in die äusserste Ecke der Schweiz, in der Weltpolitik Alltag ist. Zu Beginn gehen wir der Frage nach, wie gross dieses internationale Genf ist und wieso es ganz viel mit uns allen zu tun hat.