Sei es Nemo beim Eurovision Song Contest oder Kim de l’Horizon beim deutschen Literaturpreis: Non-binäre Personen repräsentieren die Schweiz. Nur die Politik sieht sie nicht.
Nemos Sieg beim ESC hat ein Thema in den Fokus gerückt, das der Bundesrat schon abgehakt hatte: Non-Binarität. Die Tatsache, dass sich manche Menschen weder im männlichen noch im weiblichen Geschlecht wiederfinden und ein Leben irgendwo dazwischen führen, «somewhere between the 0s and 1s».
Auf meinen Vorstoss hin handelte der Bundesrat die Frage der rechtlichen Anerkennung von non-binären Menschen 2022 in einem viel zitierten Satz ab: Die Gesellschaft sei noch nicht bereit. Doch bereit wofür? Menschenrechte? Respekt?
Ja, im Grunde geht es um Respekt. Die Existenz von non-binären Menschen ist eine Tatsache. Non-binäre Menschen sind unsere Schulkamerad*innen, Arbeitskolleg*innen und eben: Eurovision-Gewinner*innen. Sie gehören zu unserer Gesellschaft. Und doch nehmen Hassverbrechen gegen sie zu.
Eine staatliche Anerkennung von non-binären Menschen wäre ein starkes Bekenntnis zu einer inklusiven Gesellschaft, die respektvoll miteinander umgeht und zusammenhält.
Es ist höchste Zeit, dass der Bundesrat non-binäre Personen nicht nur dann feiert, wenn sie für die Schweiz Preise holen, sondern sie auch in ihrer Gesamtheit respektiert. Mehrere Länder weltweit, darunter auch Deutschland, anerkennen bereits offiziell erweiterte Geschlechtereinträge.
Es geht um die Grundrechte einer ganzen Menschengruppe. Und nicht zuletzt geht es auch um die Selbstbestimmung einer jeder Person. Es geht also um einen urschweizerischen Wert. Wir bleiben dran.