Bund will wissen, wie es den Munggen geht
Murmeli, ab zum Gesundheits-Check!

Ohne Murmeltiere wäre die Schweizer Bergidylle undenkbar. Sie verzaubern Wanderer, ihr Fleisch landet aber auch auf dem Teller und ihr Fett wird für Kosmetika genutzt. Doch der Gesundheitszustand der Tiere ist ein Mysterium. Das will der Bund ändern.
Publiziert: 17.12.2024 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 18.12.2024 um 09:57 Uhr
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Beliebt bei Touristinnen und Touristen: Immer wieder kommen Menschen mit Murmeltieren in Berührung.
Foto: Keystone

Auf einen Blick

  • Bund will mehr über Gesundheit der Murmeltiere erfahren, es gibt grosse Wissenslücken
  • Murmeltierprodukte werden als Lebensmittel und in Kosmetika verwendet
  • Studie soll auch helfen, übertragbare Krankheiten zu erkennen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sven AltermattCo-Ressortleiter Politik

Die Schweizer Bergwelt ohne Murmeltiere? Undenkbar. Die pfiffigen Munggen verzaubern nicht nur Wanderer, die Salbe aus ihrem Fett soll wahre Wunder wirken und ihr Fleisch ist heute eine begehrte Delikatesse.

Doch Murmeli sind nicht immer putzmunter. Auch sie werden krank oder tragen Erreger in sich. Wie es den Tieren geht, darüber ist erschreckend wenig bekannt – obwohl der Mensch immer wieder mit ihnen in Berührung kommt. Bei den Behörden herrscht Murmeli-Misere! Der Gesundheitszustand der Tiere ist ein Rätsel.

Genau das soll sich nun ändern: Der Bund lanciert den grossen Gesundheitscheck für alpine Murmeltiere. In einem von ihm finanzierten Forschungsprojekt sollen die Tiere erstmals gezielt untersucht werden. Das bestätigt das zuständige Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen gegenüber Blick. Es gebe «erhebliche Wissenslücken», heisst es.

Murmeltiere werden auch gejagt

Der Grund für die Untersuchung: Die Murmeli könnten Infektionserreger in sich tragen, die auch auf Menschen oder andere Tiere übertragbar sind. «Insbesondere durch den Konsum von Murmeltierprodukten als Lebensmittel oder deren Verwendung in Kosmetika ist es wichtig, den Gesundheitszustand dieser Tiere genauer zu untersuchen», erklärt Tiziana Boebner-Lombardo, Sprecherin des Bundesamts.

Murmeltiere werden auch gejagt: Weil es zu viele gibt, müssen sie dezimiert werden. Bis zu 6000 Tiere werden Schätzungen zufolge pro Jahr geschossen.

Dennoch werden die Tiere bisher nicht in den allgemeinen Programmen beobachtet. Warum das so ist, weiss auch das Bundesamt nicht genau. «Vermutlich besteht im Vergleich zu anderen Tierarten wie Rehen oder Gämsen ein geringeres Interesse», sagt Boebner-Lombardo. Eine Rolle könnte auch spielen, dass Murmeltierprodukte seltener konsumiert werden.

Zwar gibt es laut der Behörde derzeit keine erhöhte Sterblichkeit oder Ausbrüche bestimmter Krankheiten. Allerdings werden Murmeltiere heute praktisch nie untersucht – höchstens, wenn ein Wildhüter ein totes Tier mit Anzeichen eines Problems ins Labor bringt.

Das Schicksal der Tiere untersuchen

Durchgeführt wird die Studie vom Zentrum für Fisch- und Wildtiermedizin in Bern. Die Forscher wollen «Informationen über das Schicksal von Tieren sammeln, die tot aufgefunden oder bei der Jagd erschossen werden».

Die Studie soll Behörden und Jägern auch helfen, mögliche Infektionsrisiken zu minimieren. Und sie soll klären, wie viele Murmeltiere künftig zur Früherkennung in Überwachungsprogramme aufgenommen werden. Die Forscher beginnen ihre Arbeit im kommenden Frühjahr.

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