Das sagen Politiker auf Sepp Blatters Iran-Ausschlussforderung
«Hoffe auf Signalwirkung an den Bundesrat»

Wegen der anhaltenden Gewalt gegen die Bevölkerung im Iran durch das Regime will Ex-Fifa-Boss Sepp Blatter den Mullah-Staat von der WM in Katar ausschliessen. Politikerinnen und Politiker reagieren ganz unterschiedlich auf die Forderung.
Publiziert: 11.11.2022 um 13:43 Uhr
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Aktualisiert: 11.11.2022 um 15:10 Uhr
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In etwas mehr als einer Woche startet die Fussball-WM in Katar. Hier im Lusail-Stadion soll dann das Finale ausgetragen werden.
Foto: keystone-sda.ch
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Pascal TischhauserStv. Politikchef

Wer Krieg führt, darf nicht Fussball spielen, hiess es bei der Fussball-EM 1992. Das frühere Jugoslawien wurde vom Turnier ausgeschlossen. Darauf macht der Berner FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen (41) aufmerksam. «Es ist hier aber nicht an der Politik zu entscheiden, wie sich ein Krieg oder ein offener Bürgerkrieg mit der Situation im Iran vergleichen lässt, sondern es ist an der Fifa als Veranstalterin der WM in Katar, hier zu entscheiden», findet er.

Wasserfallen spielt damit den Ball dem Weltfussballverband zu. Dessen früherer Präsident Joseph Blatter (86) hat in einem Blick-Talk gefordert, die jüngsten Entwicklungen im Iran mit einem Ausschluss der Fussballmannschaft des Irans zu kontern. Schliesslich dürfe auch Russland infolge des Angriffkriegs auf die Ukraine nicht mittun.

Sogar Schulkinder verhaftet

Seit dem Tod der 22-jährigen Iranerin Mahsa Amini, die von der Sitten- und Religionspolizei wegen «unislamischer» Bekleidung festgenommen worden war, geht die Bevölkerung gegen das Mullah-Regime auf die Strasse. Dieses reagiert mit Gewalt, die immer wieder Todesopfer fordert. Die Veranstalter einer Iran-Kundgebung von letztem Samstag in Bern berichten gar davon, dass selbst Schulkinder verhaftet, vergewaltigt und brutal ermordet würden.

Wie Christian Wasserfallen hält auch die Grüne Nationalrätin Natalie Imboden (52) Sepp Blatters Ausschluss-Forderung nicht einfach für falsch. Sie sagt jedoch: «Wichtig ist, dass der Bundesrat in der Schweiz gegenüber dem Iran handelt!» Sie habe aber Verständnis für die Forderung. «Wenn für einmal der Sport rascher reagierte als die Politik, wird das hoffentlich eine Signalwirkung auf den Bundesrat haben.» Sie hoffe einfach, «dass das Unrechtsregime der Mullah rasch gestoppt und der Kampf gegen die eigene Bevölkerung, gerade gegen die Frauen, beendet wird». Auch die Berner SP-Nationalrätin Flavia Wasserfallen (43) fordert, dass die Schweiz die EU-Sanktionen übernimmt.

Wo bleibt die Neutralität?

Eine andere Sicht vertritt hingegen Fifa-Kenner Roland Rino Büchel (57). Der SVP-Nationalrat sagt: «Während seiner Zeit als Fifa-Präsident hat Sepp Blatter jeweils die Haltung vertreten: Es gibt viel Unrecht auf der Welt, aber der Sport ist nicht der Ort, an welchem wir all dies beseitigen können.» Wenn sich Sportlerinnen und Sportler auf dem Spielfeld begegneten und sich in einem hoffentlich fairen Wettkampf messen würden, «kann das vielleicht mithelfen, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt».

Und Büchel bemängelt: «Nun engagiert sich Sepp Blatter sogar im Komitee der Neutralitäts-Initiative und erhebt gleichzeitig diese Ausschluss-Forderung. Damit ergreift er klar Partei, das passt nicht wirklich zusammen.»

Blatters und Infantinos Fehlen würde reichen

Und Mitte-Präsident Gerhard Pfister (60) spottet gar auf Twitter, «dieser ausgewiesene Fifa-Fachmann für good governance liegt falsch». Spielerinnen und Spieler von Turnieren auszuschliessen, sei nicht sinnvoll, «denn sie haben etwas geleistet, um teilnehmen zu können». Das Fehlen von Funktionären wie Blatter und dessen Nachfolger Gianni Infantino (52) würde auch reichen. (pt)

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