Voltaire dürfte sich im Grabe umdrehen: «Mein Herr, ich teile Ihre Meinung nicht, aber ich würde mein Leben dafür einsetzen, dass Sie sie äussern dürfen», soll der französische Philosoph einst erklärt haben.
Eine Demokratie lebt von verschiedenen Positionen. Es gilt, gemeinsam nach der besten Lösung zu suchen. Doch von einer solchen Haltung entfernen wir uns derzeit immer mehr.
Andere Meinungen werden ignoriert, lächerlich gemacht oder sollen gar verhindert werden. In der Politik, aber auch in der Gesellschaft. Shitstorm reiht sich an Shitstorm.
Jetzt fordern die Zürcher Juso, dass ein Festival der Skeptiker-Szene verboten wird. Für sie ist es eine «Kampfansage an die Demokratie». Eine «rote Linie» werde überschritten.
Natürlich definiert jedes Lager die roten Linien für sich selber. Doch hier verhöhnen die Juso die Rede- und Versammlungsfreiheit, die in einer Demokratie zu den höchsten Gütern zählt. Diese ist heilig, solange keine Gesetze gebrochen werden. Egal, ob man eine Meinung teilt oder nicht.
Natürlich stehen nicht einzig die Juso für eine zunehmende Intoleranz. Es ist vielmehr ein gesellschaftliches Problem. Doch gerade für eine Gruppierung, die dauernd Toleranz fordert, ist es besonders entlarvend, wenn sie sich Andersdenkenden gegenüber derart intolerant verhält.
Die Demokratie gefährden wir dann, wenn wir nicht mehr mit anderen Meinungen umgehen können.