Auf einen Blick
- Schweizer IT-System kann nun osteuropäische Sonderzeichen erfassen
- Rund 180 Personen haben bis Anfang Februar eine Namensänderung beantragt
- Rumänische Sonderzeichen Ț und Ş weiterhin nicht erfassbar
Auf der Smartphone-Tastatur einfach das «C» gedrückt halten und schon erscheint es: der Buchstabe mit einem kleinen Strichlein darüber, dem sogenannten Akut.
Schweizer Zivilstandsämter hatten damit wesentlich mehr Mühe. Denn das IT-System der Bundesverwaltung konnte in Osteuropa gebräuchliche Sonderzeichen bisher nicht erfassen. So wurden Tausende Namen von Osteuropäern und Osteuropäerinnen bei der Einbürgerung auch gleich eingeschweizert: Aus Milanović wurde etwa Milanovic.
Schon vor langer Zeit wurde das zum Problem erklärt. SP-Parteipräsident Cédric Wermuth (38) hat 2016 einen Vorstoss eingereicht, der Bund wollte sich der Sache annehmen. Das dauerte allerdings eine ganze Weile: Es musste nämlich nicht nur das Personenstandsregister des Justizdepartements vom Bund angepasst werden, sondern auch die Datenbanken der Kantone und Gemeinden.
Nun hat das amtliche Umtaufen aber endlich ein Ende. Vergangenen November haben Bund und Kantone das neue System Infostar NG in Betrieb genommen. Und seit Anfang dieses Jahres können betroffene Personen ihr Sonderzeichen zurückbeantragen.
Erste Ć in Schweizer Pässen.
Diese Möglichkeit stösst auf Interesse, wie eine Umfrage von Blick zeigt. Bis Anfang Februar haben rund 180 Personen eine Änderung der Namensschreibweise beantragt, so das Bundesamt für Justiz (EJPD) auf Anfrage. Im Kanton Bern betraf etwa die Hälfte der Namensanpassungen das Sonderzeichen Ć, schreibt das Amt für Bevölkerungsdienste. Im Kanton Zürich gab es 29 Gesuche, ebenfalls die meisten für das C mit Akut.
«Jede Anpassung der Namensschreibweise ist ein Mehraufwand», heisst es beim regionalen Zivilstandsamt der Stadt Luzern. Man gehe davon aus, dass die Anzahl Gesuche mit der Zeit deutlich steigen werde. Je nach Menge der Gesuche könne die Aktualisierung der Sonderzeichen einige Zeit in Anspruch nehmen.
Rumänische Namen weiterhin nicht möglich
Allerdings hat die Sache einen Haken. Oder eher ein Häkchen, und zwar unter dem Ț und Ș. Diese beiden Sonderzeichen sind gängig in der rumänischen Sprache – und können von der Schweizer Software noch immer nicht erfasst werden. «Der Bundesrat hat dies so beschlossen, dieser Beschluss ist für uns verbindlich», so das EJPD. Der Hintergrund dieser Entscheidung sei leider nicht bekannt.
Die Schweiz gehe aber schon relativ weit, heisst es weiter. «Offenbar sind die meisten ausländischen Staaten nicht in der Lage, fremde Sonderzeichen in ihren offiziellen Registern und Ausweisen zu führen.»
Cristina Bronner (47) ist Präsidentin des rumänisch-schweizerischen Integrationsvereins Basel. «Wir begrüssen das neue IT-System beim Bund», betont sie. Aber: «Es ist enttäuschend zu sehen, dass nicht alle Sprachen berücksichtigt sind.» Betroffene hätten ein Bedürfnis, dass ihr Name auf offiziellen Dokumenten richtig geschrieben werde. «Wenn es für alle Osteuropäer und Osteuropäerinnen möglich ist, ihren Namen im Schweizer Pass korrekt zu schreiben, sollte das auch für Menschen aus Rumänien gelten.»