Das ist das Tabakland Schweiz
Für den Export fast so wichtig wie Käse

Die Schweiz ist nicht nur ein Raucherparadies, sondern auch Sitz der grossen Tabakmultis und Anbauland. Das meiste geht in den Export.
Publiziert: 27.03.2023 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2023 um 13:52 Uhr
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Die Schweiz ist ein Raucherparadies.
Foto: Pius Koller

Die Schweiz ist für die Tabakindustrie ein wichtiger Standort. Alle grossen internationalen Konzerne – Philip Morris, British American Tobacco und Japan Tobacco International – haben hier Hauptsitze für Forschung, Administration und Produktion.

Offizielle Zahlen darüber, wie viel Geld der Tabaksektor zur Schweizer Wertschöpfung beiträgt, gibt es nicht. Eine Studie der Wirtschaftsprüfer KPMG kam 2017 auf eine Schätzung von 2,1 Milliarden Franken für Anbau, Herstellung und Vertrieb. Die Schweizer Nachfrage könnte aber sehr gut ohne Schweizer Tabak befriedigt werden: Der Selbstversorgungsgrad beträgt weniger als fünf Prozent.

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Drei Viertel werden exportiert

Dementsprechend wenig bleibt im Land. Drei Viertel der hierzulande produzierten Zigaretten von rund 25 Milliarden Stück pro Jahr gehen ins Ausland. Jährlich führt die Schweiz damit Tabakprodukte im Wert von etwas mehr als einer halben Milliarde Franken aus. Das ist fast gleich viel wie der Export von Käse.

Schweizer Tabak wird vor allem als sogenannter Fülltabak verwendet, der für die Zigarette oder den Stumpen mit anderen, aromatischen Sorten gemischt wird. Entsprechend niedrig ist der Marktwert: Der Preis, den die Einkaufsgenossenschaft Inlandtabak (Sota) Tabakbauern zahlt, alimentiert sich vor allem aus Abgaben auf Zigaretten.

Von freier Marktwirtschaft ist der Anbau weit entfernt: Die Sota kauft den Bauern jeweils zu festgelegten Preisen die gesamte Ernte ab und verkauft sie an die Tabakmultis. Während die Sota je nach Qualität bis zu 17.20 Franken pro Kilo zahlt, erhält sie von den Zigarettenproduzenten nur einen Bruchteil dieses Preises. Die Differenz zahlen die Raucherinnen und Raucher – ohne die Abgaben würde sich der Tabakanbau in der Schweiz nicht lohnen.

Gesundheitskosten in Milliardenhöhe

Hierzulande bestehen mehr als 60 Prozent des Zigarettenpreises aus Abgaben und Steuern. Der weitaus grösste Posten davon ist die Tabaksteuer, 2020 flossen aus ihr 2,1 Milliarden Franken an die AHV. Jeweils über 13 Millionen Franken Abgaben pro Jahr gehen ausserdem an zwei völlig gegensätzliche Fonds: Mit dem einen wird der Tabakanbau im Inland mitfinanziert (Sota), der andere widmet sich der Tabakprävention.

Wirtschaftlich einen gewaltigen Einfluss haben natürlich auch die gesundheitlichen Folgen des Konsums. Medizinische Behandlungen und Erwerbsausfälle verursachen jährliche Kosten von 3,9 Milliarden Franken. Und laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) sterben im Schnitt 26 Menschen pro Tag an den Folgen des Rauchens – 9500 pro Jahr.

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