Wegen Umweltverschmutzung
EVP-Gugger will giftige Zigifilter verbieten

Es ist für viele ein Ärgernis: Jährlich landen Milliarden von Zigarettenstummeln in der Umwelt statt im Abfalleimer. Nicht nur der Mikroplastik ist ein Problem, sondern auch die Giftstoffe. Nun will EVP-Nationalrat Nik Gugger die Zigiproduzenten an die Kandare nehmen.
Publiziert: 31.12.2019 um 13:07 Uhr
1/10
EVP-Nationalrat Nik Gugger will die Zigarettenhersteller in die Pflicht nehmen.
Foto: Thomas Meier
Ruedi Studer

Man sieht sie am Strassenrand, in Pfützen und sogar im Sandkasten auf dem Spielplatz – Zigarettenstummel gehören zu den am häufigsten achtlos weggeworfenen Gegenständen der Welt. Weltweit wird die Zahl auf rund 4500 Milliarden Stummel pro Jahr geschätzt. In der Schweiz wurden letztes Jahr über neun Milliarden Zigis verkauft – und davon landet der Grossteil auf Strassen und Weiden oder in Gewässern und Kanalisationen.

Zum Ärger von EVP-Nationalrat Nik Gugger (49). «Zigarettenfilter bestehen meist aus dem Kunststoff Celluloseacetat und sind kaum biologisch abbaubar», sagt der Zürcher. «Sie tragen zur Umweltverschmutzung mit Plastik und Mikroplastik bei.» Es könne 15 Jahre dauern, bis sich die Stummel zersetzen.

Tausende von Giftstoffen

Und nicht nur das: «Die Stummel enthalten zahlreiche giftige Chemikalien», so Gugger. Tatsächlich finden sich über 5000 Giftstoffe in Zigarettenfiltern. «Werden diese ausgewaschen, kann ein einziger Stummel bis zu 1000 Liter Wasser derart verunreinigen, dass schädliche Auswirkungen auf Organismen nicht ausgeschlossen werden können.» Bei mehreren Stummel pro Liter Wasser würden viele der dort lebenden Fische sogar sterben.

Kommt hinzu, dass Meerestiere und Vögel die Stummel oft für Nahrung halten und sie verschlucken. «Die Stummel sind für die Tiere eine tödliche Gefahr», sagt Gugger, der auch Vizepräsident von Birdlife Schweiz ist.

Gugger geht davon aus, dass mindestens zwei von drei Stummeln weggeworfen statt im Kehricht entsorgt werden. Er verweist dabei auf Erfahrungen der SBB, bei denen nur jede dritte Zigi in den aufgestellten Aschenbechern entsorgt wird. «Über sechs Milliarden Zigarettenstummel landen damit in der Umwelt statt im Müll – und das jedes Jahr.»

Motion fordert Verbot

Für den EVP-Mann ist klar, dass endlich gehandelt werden muss. In einer Motion fordert er vom Bundesrat ein Verbot umweltschädlicher Zigifilter, «die beim Zersetzen Mikroplastik und giftige Stoffe in die Umwelt abgeben».

Da das Wegwerfen von Zigarettenstummeln nicht die Ausnahme, sondern offenbar die Regel sei, mache es Sinn, dass der Gesetzgeber zugunsten des Umwelt- und Gesundheitsschutzes eingreife.

Nicht nur Gugger sieht das so: Über 30 Nationalrätinnen und Nationalräte von links bis rechts haben seinen Vorstoss unterzeichnet – darunter etwa Bauernpräsident und CVP-Nationalrat Markus Ritter (52, SG). Den Landwirten ist die Verschmutzung ihrer Wiesen und Weiden durch Plastikmüll schon längst ein Dorn im Auge. Doch nicht nur Politiker, auch Forscher fordern ein Verbot.

Hersteller in der Pflicht

Doch wäre man mit härteren Strafen gegen Zigistummel-Littering nicht schneller am Ziel? «Man soll das eine tun, aber das andere nicht lassen», meint Gugger. Mit Bussen sei man den Abfallsündern bisher aber nicht beigekommen.

Daher sieht er nun die Zigarettenhersteller in der Pflicht, auf umweltfreundliche Alternativen zu wechseln. «Biologisch abbaubare Öko-Filter sind ein erster Schritt», sagt er. Er ist sich bewusst, dass damit die Schadstoffproblematik noch nicht gelöst wird. «Mit dem Verbot machen wir aber den notwendigen Druck, dass die Produzenten auch den zweiten Schritt hin zu weniger Giftstoffen machen», ist Gugger überzeugt. «Das Verbot wird Innovationen fördern. Es braucht endlich ein Umdenken.»

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?