«Das fand ich völlig daneben»
Tochter Anja wäscht SVP-Glarner die Kappe

Für seine Twitter-Entgleisungen wird SVP-Nationalrat Andreas Glarner heftig kritisiert – auch von seiner eigenen Tochter. In einem gemeinsamen Interview spricht sie Klartext, was sie von seinen Aktionen hält.
Publiziert: 10.07.2023 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2023 um 14:09 Uhr
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Der Aargauer muss sich von seiner Tochter Kritik anhören.
Foto: keystone-sda.ch

Wie ist es, einen SVP-Hardliner als Vater zu haben? Diese Frage bekommt Anja Bächler (25) wohl oft zu hören. Die Gemeindeangestellte ist die Tochter des Aargauer Nationalrats Andreas Glarner (60). In einem gemeinsamen Interview mit der «Aargauer Zeitung» erzählt sie, was sie von der Politik ihres Vaters hält.

Heftige Kritik gibts für Papa Glarner, weil er vor einigen Jahren eine Zürcher Lehrerin an den Pranger gestellt hatte. Der Grund: Sie hatte muslimische Eltern darauf hingewiesen, dass ihre Kinder am Opferfest Bayram schulfrei bekämen. Glarner veröffentlichte auf Twitter die Handynummer der Lehrerin und rief dazu auf, sich bei ihr zu beschweren. «Das fand ich völlig daneben», findet Tochter Anja.

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«Du wusstest, was du damit auslöst.»
Anja Bächler zu Andreas Glarner
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Glarners Argument, dass es sich um das Schulhandy der Lehrerin gehandelt habe, lässt sie nicht gelten. «Dass man diese Frau so ins Rampenlicht stellt, finde ich überhaupt nicht in Ordnung. Wenn man auf eine Person zielt, die selber nicht in der Politik ist, finde ich das nicht okay.»

Auch für seine Reaktion auf den «Gender-Tag» in Stäfa ZH erhält Glarner von seiner Tochter einen öffentlichen Rüffel. Der SVP-Nationalrat hatte einen Brief geteilt, ohne Namen und Telefonnummer der Schulsozialarbeiter unkenntlich zu machen. Die Folge war, dass der Anlass wegen heftiger Drohungen abgesagt werden musste. «Auch in diesem Fall hättest du den Namen nicht veröffentlichen sollen», steht für Anja Bächler fest. «Du hast gewusst, was du damit auslöst, wenn du das verbreitest.»

Stolze Tochter

Trotz alledem: Tochter Anja sagt, sie sei stolz auf ihren Vater. Wobei das weniger mit ihm als Politiker zu tun habe, als mit ihm als Mensch. «Er ist ein sehr grosszügiger Mensch und hat uns dies auch vorgelebt.» Es beeindrucke sie, wie er für seine Meinung einstehe und dafür kämpfe.

Auch sie selbst könne sich vorstellen, einst politisch aktiv zu werden – allerdings nur auf kommunaler Ebene. Denn dort seien die Einflussmöglichkeiten viel grösser. «Ich habe das Gefühl, dass mein Vater im Gemeinderat in Oberwil-Lieli viel mehr bewegt hat als später in Aarau oder jetzt in Bern.» (lha)

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