«Ich war ein Impfgegner – und liess mich dennoch impfen»
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Verweigerer diskriminieren?«Ich war ein Impfgegner – und liess mich dennoch impfen»

Darum pikst das Land langsamer
«Wir haben mehr Impfskeptiker»

Die Impfzahlen unterscheiden sich je nach Kanton deutlich. In den städtischen Kantonen ist die Impfbereitschaft grösser als in den ländlichen. Wie begründen die fünf grössten Impftrödler den Stadt-Land-Graben?
Publiziert: 08.07.2021 um 01:20 Uhr
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Aktualisiert: 08.07.2021 um 06:51 Uhr
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Der grosse Ansturm auf heiss begehrte Impftermine ist mittlerweile vorbei.
Foto: imago images/PanoramiC
Aline Leutwiler und Ruedi Studer

Der grosse Ansturm auf heiss begehrte Impftermine ist mittlerweile vorbei. In den meisten Kantonen erhalten Impfwillige innert Kürze einen Piks-Termin. Das Impftempo verlangsamt sich. Und so zeigt sich, in welchen Kantonen die Bevölkerung impffreudiger ist.

Ein Blick auf die Schweizer Impfkarte macht deutlich: Die städtischen Kantone preschen beim Impfen voran. Auf dem Land hingegen ist man etwas zurückhaltender. Die Kantone Appenzell Innerrhoden, Glarus, Obwalden, Schwyz und Thurgau führten bisher die wenigsten Erstimpfungen durch, wie die jüngste Piks-Statistik des Bundesamts für Gesundheit (BAG) zeigt.

«I los mi impfe»

In Appenzell Innerrhoden ist man wenig überrascht. «Die Bevölkerung des Kantons ist traditionell eher impfkritisch. Dies gilt auch für die anderen Impfungen», sagt Mathias Cajochen vom kantonalen Gesundheits- und Sozialdepartement. Die aktuelle Impfrate sei kein schlechtes Resultat für Innerrhoden, aber Nachholbedarf gebe es vor allem bei der jungen Bevölkerung. «Im Juni und Juli führen wir in der Lokalzeitung und den sozialen Medien eine kleine Impfkampagne durch: ‹I los mi impfe.› Wir gehen davon aus, dass sich weiterhin einzelne Personen für die Impfung anmelden», so Cajochen weiter.

Die tiefe Impfrate könnte den Appenzellern allerdings noch zum Verhängnis werden, wenn sich die Delta-Variante weiter ausbreitet. Laut Cajochen sind dann regionale Schutzmassnahmen «nicht auszuschliessen».

Viele Impfskeptiker im Thurgau

Auch der Kanton Thurgau schliesst verschärfte regionale Massnahmen nicht aus. «Die Delta-Variante wird auch im Kanton Thurgau zunehmen. Bei einer Verschlechterung der Situation werden Massnahmen geprüft», sagt Thomas Walliser Keel von der Staatskanzlei.

«Auch im Kanton Thurgau gibt es einen hohen Anteil an Impfskeptikern», begründet Walliser Keel die niedrige Impfrate. Es sei deshalb wichtig, das Angebot im Impfzentrum, den Hausarztpraxen und Apotheken weiterzuführen. «Indem wir das Impfangebot aufrechterhalten und laufend auf verschiedenen Kanälen, auch Social Media, daran erinnern, möchten wir die Impfbereitschaft verbessern», heisst es weiter.

Impfbus ist unterwegs

Auch der Kanton Schwyz ist skeptisch. «Die Schwyzer Bevölkerung ist bekannt für eine gewisse Impfskepsis. Für den aktuell starken Rückgang bei der Terminbuchung können aber auch die momentan entspanntere Corona-Situation sowie die bevorstehenden Ferien verantwortlich gemacht werden», sagt Kantonsapothekerin Regula Willi-Hangartner.

Zur Impfmotivation beitragen sollen die Impfzentren, Impfpraxen und -apotheken, ein Walk-in-Angebot oder der Impfbus. «Wir hoffen sehr, noch genügend Personen motivieren zu können, damit die Hospitalisationen und Todesfälle in der Schwyzer Bevölkerung auf ein Minimum reduziert werden», so Willi-Hangartner.

Kantonspatron Fridolin an vorderster Front

Im Kanton Glarus wählt man andere Massnahmen. Derzeit prüft man, mobile Impfequipen einzusetzen oder Bevölkerungsgruppen mit tiefer Impfbereitschaft direkt anzugehen.

Bis dann ist weiterhin Kantonspatron Fridolin im Einsatz. «Bereits seit Frühling 2020 werden spezifische Kampagnen anhand von Illustrationen mit dem Kantonspatron Fridolin gefahren. Die Hauptbotschaft ‹schützen, impfen, testen› wurde kantonsweit auf Plakatwänden, in Inseraten digital und analog, auf Bildschirmen im ÖV und auf fassadengrossen Postern verbreitet», sagt Gesundheitsdirektor Benjamin Mühlemann (42, FDP). Er hofft auf eine Zunahme der Anmeldungen im Spätsommer.

Den Grund für die geringe Impfbereitschaft in Glarus sieht er in der Betroffenheit. «Es wird vermutet, dass eine Skepsis der Landbevölkerung mit der gefühlt geringeren Betroffenheit zusammenhängen könnte. Umgekehrt fühlen sich Städter scheinbar stärker betroffen, weil sie näher beieinander leben», so Mühlemann.

Obwalden bietet Abendtermine an

Der Kanton Obwalden liegt bei den Erstverimpfungen auf dem zweitletzten Platz. Das soll sich ändern: «Zur Zeit sind wir dabei, über 6000 Impfungen – Erst- und Zweitimpfungen – zu planen und zu verimpfen», sagt Olivier Gerber vom Gesundheitsamt. Diese und nächste Woche würden im kantonalen Impfzentrum zudem extra drei Abendtermine angeboten. Auch eine Impfkampagne befinde sich in Arbeit.

In Form eines Hot-Spot-Managements beobachte man die weitere Entwicklung der Corona-Situation. «Zusammen mit dem Kantonsarzt beurteilen wir notwendige und sinnvolle Massnahmen für das örtliche Ausbruchsmanagement», so Gerber. «Allerdings ist das in der aktuellen epidemiologischen Lage einige Zeit nicht mehr notwendig gewesen.»

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