Corona-Patienten
Mehr als jeder Achte hat sich erst im Spital angesteckt

Offiziell wurden bis heute rund 29’000 Corona-Patienten in Schweizer Spitäler eingewiesen. Neue Recherchen aber zeigen: Tausende wurden aus anderen Gründen hospitalisiert – und haben sich erst im Spital angesteckt.
Publiziert: 25.06.2021 um 18:42 Uhr
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Gemäss offizieller Statistik sind bisher gut 29'000 Patienten im Zusammenhang mit Corona in Schweizer Spitäler eingewiesen worden.
Foto: Keystone

Die Schutzmassnahmen und die Impfkampagne zeigen Wirkung. Die Schweiz kann das Coronavirus zurückdrängen – zumindest vorerst. Die Fallzahlen sinken und damit auch die Zahl der Spitaleinweisungen. Offiziell wurden seit Beginn der Pandemie gut 29'000 Corona-Patienten in Schweizer Spitäler eingewiesen.

Doch nun zeigt sich: Mehr als jeder achte Patient hat sich erst im Spital mit dem Coronavirus angesteckt! Diese Zahl hat das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bisher zurückgehalten. Erst Recherchen des Konsumentenmagazins «Saldo» (Bezahlartikel) brachte sie ans Licht.

Weniger als die Hälfte der offiziellen Corona-Hospitalisierungen

Die Zahl lässt sich aufgrund der Meldeformulare der Kantonsärzte an den Bund nachweisen. Vom 24. Februar 2020 bis zum 8. Juni 2021 wurden insgesamt 28'801 Hospitalisierungen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gemeldet.

Im Detail: In 13'108 Fällen sei als Grund für die Spitaleinweisung Covid-19 angegeben worden. In 4689 Fällen sei es ein «anderer» Grund gewesen. Für die restlichen 11'004 Fälle habe das Bundesamt keine Angaben zum Grund erhalten. Das heisst: Es ist nicht klar, ob diese Patienten wegen einer Corona-Infektion ins Spital kamen oder aus anderen Gründen.

Aus diesen Zahlen lasse sich schliessen, dass etwa jeder sechste offizielle Covid-Patient (16,3 Prozent) gar nicht wegen Corona ins Spital kam, sondern aus einem anderen Grund. Bei 38,2 Prozent fehlt der Einweisungsgrund. 45,5 Prozent wurden wegen einer Infektion eingewiesen. Das sei weniger als die Hälfte der offiziellen Corona-Hospitalisierungen, rechnet «Saldo» vor.

Bisher hiess es, Sorgen seien «gänzlich unbegründet»

Gleichzeitig verweist das Konsumentenmagazin auf eine BAG-Studie vom vergangenen Herbst. Demnach hatten sich etwa 10 Prozent der Corona-Patienten erst im Spital angesteckt. Laut dem Bundesamt ist dieser Anteil mittlerweile auf 13,9 Prozent angestiegen, wenn man sämtliche Spitalaufenthalte vom Beginn der Pandemie im Februar 2020 bis Mitte Mai 2021 einbezieht.

Das bedeutet: Rund 4000 von den bisher rund 29'000 Spitaleinweisungen im Zusammenhang mit Corona betreffen Patienten, die sich erst im Spital angesteckt haben. Eine unangenehme Erkenntnis, zumal die Spitäler bis jetzt stets betonten, dass «das Risiko, sich im Spital anzustecken, extrem niedrig» sei. Unter anderem das Kantonsspital Luzern unterstrich, Sorgen seien «gänzlich unbegründet».

Auch das BAG will die Zahlen nicht an die grosse Glocke hängen, obwohl es ansonsten tagtäglich die aktuellsten Zahlen zur Pandemie veröffentlicht. Auf Anfrage von Blick aber bestätigt das Bundesamt die Zahlen. (dba)

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