Aus Israel gibt es besorgniserregende Nachrichten. Der «Impfweltmeister» hat mittlerweile schon rund 57 Prozent seiner Bevölkerung vollständig geimpft. Noch vor einer Woche wurden denn auch nur vier Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Plötzlich aber verzeichnet das Land schon den dritten Tag in Folge wieder über 100 neue Fälle. Und: Rund ein Drittel davon soll vollständig geimpft gewesen sein!
«Das hat auch uns aufgeschreckt», sagte Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Mittwoch vor den Medien. Die meisten Fälle seien wohl auf die ansteckende Delta-Variante zurückzuführen. Einige Fälle seien aber auch in und um Schulen registriert worden. «Also in Bevölkerungsgruppen, die unter Umständen noch nicht geimpft sind», relativierte Mathys.
Geht es so weiter, will Israel rasch reagieren
Tatsächlich sollen unter den Neuinfizierten in Israel viele jüngere Menschen sein. Zwei Schulen haben bereits einen Massenausbruch vermeldet. Der neue Ministerpräsident Naftali Bennett (49) hat deshalb dazu aufgerufen, Kinder ab zwölf Jahren möglichst schnell impfen zu lassen.
Auch in Israel versuchen die Gesundheitsbehörden, den Ball flach zu halten. «Es gibt keinen Grund zur Panik», so Bennett. Wenn sich die Zahlen so weiterentwickeln, will Israel die Schraube aber rasch wieder anziehen. Das Tragen von Masken in geschlossenen Räumen könnte schon bald wieder obligatorisch werden.
Bundesrat bleibt vorsichtig optimistisch
Trotz Einzelfällen geht die Forschung davon aus, dass die Impfung auch gegen die gefährliche Delta-Variante schützt. Zwei Wochen nach der zweiten Impfung mit Pfizer/Biontech liege der Impfschutz gegen diese Variante bei 88 Prozent – und damit nicht wesentlich tiefer als bei der herkömmlichen Alpha-Variante (93 Prozent).
Angesichts dieser hohen Schutzwirkung der Impfstoffe betrachtet der Bundesrat die Ausbreitung der Delta-Variante bisher denn auch gelassen. Gesundheitsminister Alain Berset (49) warnte bei der Präsentation der neusten Öffnungsschritte am Mittwoch dennoch, dass gerade das Beispiel Israel zeige, dass sich die Situation schnell verschlechtern kann. Deshalb bleibe das Contact-Tracing für Veranstaltungen in Innenräumen bestehen.
Das Bundesamt für Gesundheit sei nun daran, die Entwicklung in Israel aufzuarbeiten, um «dann auch die entsprechenden Schlüsse für die Schweiz ziehen zu können», ergänzte Mathys. (dba)