Das Smartphone zücken, bevor man das Restaurant, das Kino oder Fitnesszentrum betritt, um das Zertifikat zu zeigen: Jetzt Geschichte. Die Maske hervorkramen, bevor man einen Laden betritt: Ebenfalls vorbei. Wie erwartet worden ist, hebt die Landesregierung den Grossteil der Corona-Massnahmen ab Donnerstag auf. Die Zertifikatspflicht fällt ganz, die Maskenpflicht teilweise, Einschränkungen im Privaten oder die Home-Office-Empfehlung gibt es ebenfalls nicht mehr.
«Die akute Phase der Pandemie ist vorbei», drückte es Gesundheitsminister Alain Berset (49) aus. Eine Überlastung der Spitäler drohe nicht mehr. Bundespräsident Ignazio Cassis (60) seinerseits betonte, dass die hohe Immunität in der Bevölkerung – die Rede war von über 90 Prozent Geimpften oder Genesenen – erlaube, die Massnahmen aufzuheben.
«Wir gewinnen ein Stück Freiheit zurück. Aber Freiheit bedeutet auch Verantwortung», so Cassis. Es gebe immer noch Personen, die Schutz nötig hätten. Er rief die Gesellschaft daher auf, sich vorsichtig zu verhalten – «aus Respekt und Solidarität».
Maske im ÖV und Isolationspflicht bleibt
Nicht zuletzt wegen der Risikopersonen fallen eben noch nicht ganz alle Massnahmen, wie die zwei Bundesräte ausführten. Noch bis Ende März bleibt die Maskenpflicht im öffentlichen Verkehr und Gesundheitseinrichtungen bestehen. Wer positiv getestet wird, muss weiterhin in Isolation. Ab 1. April aber sollen auch diese Massnahmen fallen. Dann wird auch die besondere Lage aufgehoben – vorausgesetzt, die positive Entwicklung bleibt.
Für Berset war es die 85. Pressekonferenz zum Thema Corona. Es war deutlich, dass er auch sich selbst meinte, wenn er sagte: «Diese Pandemie war hart und mühsam und hat viel Energie gekostet.» Nun aber habe sie viel ihres Schreckens verloren.
Monitoring bleibt bestehen
Für die Zukunft seien «böse Überraschungen» nicht ausgeschlossen, sagte Berset. Mittels Covid-Dashboard des Bundesamts für Gesundheit (BAG) werde man aber die Lage weiterhin eng überwachen. Cassis bezeichnete es als «Courant normal», wenn allenfalls im Herbst wieder Corona-Massnahmen nötig sein würden. Man werde nun mit dem Virus leben lernen.
Mit dem Ende der besonderen Lage wird die Verantwortung über die Virenbekämpfung wieder grundsätzlich bei den Kantonen liegen. Diese könnten in gewissen Bereichen auch an der Masken- oder Zertifikatspflicht festhalten, wenn sie das wollen. Der Trend geht allerdings in die andere Richtung: Schon unmittelbar nach der Medienkonferenz teilten etwa Bern, Aargau oder Luzern bereits Lockerungen auf ihren Kantonsgebieten mit.
Taskforce löst sich auf
Neben einem Grossteil der Corona-Massnahmen verschwindet eine weitere Pandemie-Konstante: die wissenschaftliche Taskforce. Diese wird per Ende März vorzeitig aufgelöst – auf eigenen Wunsch. Laut Berset ist Grund dafür das voraussichtliche Ende der besonderen Lage auf diesen Termin.
«Ich bin sehr dankbar für die gute Zusammenarbeit, betonte er. Kritik am Expertengremium liess er nicht gelten. Dieses habe dafür gesorgt, dass nach einer holprigen Anfangsphase der Kontakt zur Wissenschaft in strukturierte Bahnen geleitet worden sei. Zudem werde der Kontakt nicht beendet: Einzelne Mitglieder sollen weiterhin für Beratungen zur Verfügung stehen.