Daniel Jositsch (58) versucht alles, um doch noch Bundesrat zu werden. Der Zürcher SP-Ständerat soll sogar bei der SVP-Spitze sondiert haben, wie gross sein Rückhalt bei der grössten Fraktion im Bundeshaus sei.
Damit dieses Vorgehen in Bundesbern nicht gleich die Runde macht, habe Jositsch nicht etwa Fraktionschef Thomas Aeschi (44) oder Parteichef Marco Chiesa (49) kontaktiert, sondern einen, der weiter weg ist – aber nach wie vor sehr nah an SVP-Vordenker Christoph Blocher (83): nämlich Toni Brunner (49).
Treffen in der Sonne
Beim einstigen SVP-Präsidenten Brunner laufen noch immer viele Fäden zusammen. Wenn keiner mitbekommen soll, dass die SVP-Spitze etwas ausheckt, wird zu ihm in den Landgasthof Sonne ins Toggenburg geladen. Dann müssen Chiesa, Magdalena Martullo (54) und Co. ins «Haus der Freiheit» in Ebnat-Kappel SG reisen. Früher rief man den erlauchten Kreis der SVP-Oberen ins Hotel Bellevue. Jetzt vermehrt ins St. Gallische. Geblieben ist: Toni Brunner ist nach wie vor wichtig.
Das weiss auch Daniel Jositsch. Der Zürcher ist in seiner eigenen Fraktion unten durch, seit er vor einem Jahr, bei der Wahl für die Nachfolge der abgetretenen SP-Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63), nicht hinten anstehen wollte. Die Partei hat ihm bis heute nicht verziehen, dass er bei der Ersatzwahl im Nationalratssaal nicht nach vorne ging, um zu erklären, er stehe nicht zur Wahl.
Griff zum Telefon
Obwohl ihm fachlich die meisten Genossen das Bundesratsamt zutrauen, sagen heute viele, sie seien menschlich von Jositsch enttäuscht. Zudem politisiert der Ständerat in zahlreichen – aber nicht allen – Dossiers am rechten Rand der Partei. Auch das macht ihn bei der SP für mehrere Fraktionsmitglieder zum No-Go.
In bürgerlichen Fraktionen hingegen ist es genau diese politische Linie, die Jositsch interessant macht. Gleichzeitig haben Partei- und Fraktionsspitzen wiederholt betont, nur offizielle Kandidaten zu wählen. Der SVP wird dennoch nachgesagt, sich weder mit Jans noch mit Pult anfreunden zu können. Das wird auch Jositsch vernommen haben.
So habe Daniel Jositsch zum Telefon gegriffen, um abzutasten, welche Chance er bei der SVP hätte, wie Brunner vor einer der SVP nahestehenden Gruppierung verriet. Schliesslich hatte Blocher höchstpersönlich eine wilde SP-Kandidatur propagiert. Nur: Gleichzeitig machte er klar, dass für ihn einer wie Jositsch, der unbedingt Bundesrat werden will, «verdächtig» sei.
Lieblingskandidat wider Willen
So macht in den Stunden vor der Bundesratswahl in SVP-Kreisen ein anderer SP-Name die Runde: Roger Nordmann (50). Der frühere Fraktionschef der Sozialdemokraten steht zwar nicht im Ruf, ein Rechtsausleger zu sein. Aber Nordmann sei verlässlich, heisst es bei der SVP.
Der einstige Fraktionspräsident selbst dürfte sich wenig über den Support der SVP freuen. Auch sonst dürfte ihn niemand in seiner Partei darum beneiden – ausser einem natürlich, der um fast alles in der Welt Bundesrat werden will. Jositsch selbst will sich gegenüber Blick nicht im Zusammenhang mit den Bundesratswahlen äussern.