CEO von South Pole nach Kritik an Klimazertifikaten
«Wir haben die gesamte Führung ausgetauscht»

Das Business profitabel, das Vertrauen beschädigt. Wie Ex-Banker Daniel Klier den grössten Klimazertifikatehändler aus der Krise führen will.
Publiziert: 09.11.2024 um 17:42 Uhr
Klier: «Ich sagte dem Team gleich, dass die Phase der Transformation kurz ist.»
Foto: ©2024 South Pole

Auf einen Blick

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Fabienne Kinzelmann
Handelszeitung

London an einem sonnigen Oktobertag. Daniel Klier, ein hochgewachsener Deutscher, empfängt in einem vergleichsweise langweiligen Bürogebäude zum Interview. «Wir ziehen bald in ein altes Industriegebäude, ein bisschen mehr Startup-Style», sagt der neue CEO von South Pole entschuldigend.

Artikel aus der «Handelszeitung»

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Startup: Das ist eigentlich eine Untertreibung für den weltweit grössten Klimazertifikatehändler. Das Unternehmen, gegründet 2006 an der ETH in Zürich und mit mittlerweile mehr als tausend Mitarbeitenden – in Anlehnung ans markante Logo auch «Pinguine» genannt –, geht aktuell durch eine Umbruchphase: Nach internationalen Medienberichten rund um das Projektflaggschiff Kariba trat Mitgründer Renat Heuberger von der Spitze zurück, und im Mai übernahm Klier, ehemals Unternehmensberater und Banker.

Herr Klier, bei Politikerinnen und Politikern zieht man gerne nach hundert Tagen im Amt Bilanz. Wie waren die ersten Monate bei South Pole für Sie?
Daniel Klier:
Intensiv, weil wir einerseits viel umbauen mussten und weil sich anderseits auch der Markt für CO2-Zertifikate gerade fundamental verändert.

Nach den Turbulenzen im vergangenen Jahr mussten Sie intern aufräumen …
Als ich ankam, sagte ich dem Team gleich: Wir haben eine kurze Phase der Transformation und dann eine deutlich längere Phase, in der wir die Zukunft des Marktes mit aufbauen müssen.

Zur Person

Daniel Klier (43) studierte an der HSG und promovierte in Deutschland und den USA. Er war Partner bei McKinsey, bevor er bei der HSBC das Netto-null-Ziel vorantrieb und die Ambition festlegte, die Energiewende mit 1 Billion Dollar zu unterstützen. Zuletzt führte er die Nachhaltigkeitsdaten- und Technologieplattform ESG Book.

Daniel Klier (43) studierte an der HSG und promovierte in Deutschland und den USA. Er war Partner bei McKinsey, bevor er bei der HSBC das Netto-null-Ziel vorantrieb und die Ambition festlegte, die Energiewende mit 1 Billion Dollar zu unterstützen. Zuletzt führte er die Nachhaltigkeitsdaten- und Technologieplattform ESG Book.

South Pole wurde vorgeworfen, Millionen falscher Gutschriften für Kohlenstoffreduzierungen verkauft zu haben. Das Vorzeigekompensationsprojekt Kariba in Simbabwe musste beendet werden. Sie schreiben in einem Bericht, Sie hätten «wertvolle Erkenntnisse» aus dieser Entscheidung gewonnen. Welche denn?
Das eine ist, wie wir über Projekte nachdenken und welche Qualitätskriterien und Beobachtungsmechanismen wir anwenden. Das zweite ist, wie wir intern mit Krisensituationen umgehen.

CEO und Mitgründer Renat Heuberger ist infolge der Kritik zurückgetreten. Was haben Sie nach dem Skandal noch verändert?
Wir haben im vergangenen Jahr die gesamte Führung ausgetauscht. Unsere neue Präsidentin Inga Beale ist eine erfahrene Managerin aus der Versicherungsbranche, wir haben ausserdem eine neue Finanzchefin, und zum ersten Mal ist bei uns auch ein Chief Risk Officer an Bord. Im Risikomanagement haben wir jetzt rund zwanzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die jedes Projekt durchleuchten. Zusätzlich arbeiten wir mit den externen Ratingagenturen Bezero, Calyx und Sylvera, um unseren Kunden eine weiteren Blickwinkel bieten zu können. Unsere Kunden bekommen von uns einen extra Integritätsreport, in den wir auch die Daten der Drittanbieter einbinden. Ich kenne das so auch aus der Finanzindustrie: In jeder Bank gibt es eine interne Risikoabteilung. Gleichzeitig nutzen Banken externe Ratingagenturen wie Moody’s oder Fitch, um die Ausfallrisiken zu bewerten. 

South Pole hat seit seiner Gründung weltweit mehr als 800 Kompensationsprojekte auf den Weg gebracht. Gab es beim Durchleuchten weitere Auffälligkeiten?
Das gesamte Portfolio haben wir in hohe, mittlere und niedrige Risikokategorien eingeteilt. Und wir haben unsere Vereinbarungen mit einigen Projektpartnern gekündigt, wie zum Beispiel im Fall von Kariba. Das Projekt selbst existiert noch, aber wir haben damit nichts mehr zu tun. Bei anderen Projekten entdeckten wir Probleme, die wir so im Markt nicht vertreten können. Betroffene Projekte wurden quasi in Quarantäne gesetzt.

Was bedeutet das?
Das bedeutet, wir verkaufen die CO2-Gutschriften nicht und arbeiten mit dem Projektpartner an Verbesserungsmassnahmen. Dazu gehört unter anderem, dass unsere Expertinnen und Experten für ausgewählte Projekte Aktionspläne zur Risikominderung entwickeln. Ich sehe das wie in der Finanzwelt bei einem Kredit: Performt er nicht, muss er in eine Work-out-Unit.

Wie viele Kompensationsprojekte sind aktuell aktiv?
Ungefähr 200 Projekte.

Bei Kariba wurden 23,8 Millionen Carbon Credits verkauft, jeder steht für eine angeblich kompensierte Tonne CO2. Wurden Klimazertifikate zurückgerufen?
Wir haben unsere Beziehung mit dem Projektpartner beendet. Daher kann ich mich hierzu nicht äussern.

Es geht hier immerhin um Zertifikate in der Grössenordnung der jährlichen Emissionen aller Schweizer Haushalte zusammen.
Das Projekt war gross und ambitioniert und hat durchaus Ergebnisse geliefert. Der globale Standardsetzer Verra hat das Projekt mehrmals verifiziert. Allerdings gab es im Projekt auch Mängel, die dazu führten, dass wir uns aus dem Projekt zurückzogen. 

Haben Kunden wegen der Kritik am Kariba-Projekt die Zusammenarbeit mit South Pole beendet?
Es gab Kunden, die zeitweise die Beziehung beendet haben und die jetzt wieder zurückkommen.

Und auch welche, die es nicht mehr tun?
Es gibt solche Fälle, aber das ist meiner Ansicht nach nicht abhängig von Einzelprojekten. Das grössere Problem für uns sind solche unklaren Leitlinien von Initiativen wie der Science Based Targets Initiative, bei der unklar ist, ob Klimazertifikate noch Teil der Netto-null-Strategie von Unternehmen sein dürfen. Welche Mechanismen ein Carbon Credit hat und welche Rolle er in Strategien zur Erreichung des Netto-null-Ziels spielt, beschäftigt mich mehr als einzelne Projekte. Ich glaube, die meisten Akteure erkennen, dass wir als Institution den Markt nach vorne bringen wollen, dass wir Investitionen gemacht und personelle Konsequenzen gezogen haben, um den Markt weiterzuentwickeln.

Was bedeutet das?
Stärkere Leitlinien, stärkere Regulierung, stärkere Standards, bessere Nutzung von Technologie und Daten. Die Finanzindustrie gibt es seit 600 Jahren, Kohlenstoffmärkte erst seit dem Kyoto-Protokoll. Ich glaube, wir sind erst jetzt in der Phase, in der alle erkennen: Wir brauchen diesen Markt für Klimazertifikate, aber wir müssen ihn und seine Standards verbessern. Es wird ein Markt sein, der sich deutlich stärker so anfühlt wie die Finanzindustrie.

Sie waren natürlich nicht verantwortlich für das Debakel rund um Kariba. Aber wie schauen Sie als neuer CEO auf die Situation?
Weder South Pole noch der Markt hatten die Systeme, die Standards und die Mechanismen, um Risiken in der Art und Weise zu managen, wie man sie managen sollte. Darum braucht es für die nächste Phase der Industrie Leute wie Inga Beale und mich, die aus einer Welt kommen, die deutlich regulierter ist.

Welche Rolle spielt Ihr Vorgänger Renat Heuberger heute noch?
Alle Gründer sind noch Anteilseigner, und ich habe sehr gute Beziehungen mit ihnen. Ausser Patrick Bürgi, der das Japan-Geschäft leitet, sind sie jedoch nicht mehr aktiv involviert. Ich habe aber wahnsinnigen Respekt vor ihnen. Was sie in den 18 Jahren aufgebaut haben, diese unternehmerische Energie, ist fantastisch: eine Firma mit mehr als tausend Leuten in einem wahnsinnig schwierigen Markt, der sich alle drei Jahre verändert.

Die ursprünglichen Gründer studierten an der ETH und verstanden sich immer auch als Überzeugungstäter. Stimmt es, dass Sie aus rein unternehmerischem Kalkül im Nachhaltigkeitsbereich gelandet sind?
Ich hatte immer ein Interesse daran, global Trends mitzugestalten. Für mich war fundamental klar, dass die Finanzwelt eine enorme Rolle spielen wird. Für die Finanzinstitutionen ist es ein Risiko, wenn sie nichts tun. Das Klimathema kann aber auch eine riesige Chance sein. Bei der HSBC haben wir dann als eine der Ersten das Thema Nachhaltigkeit und Sustainable Finance auf die Landkarte gesetzt.

Warum hat es Sie als Ex-Banker zu South Pole gezogen?
In meiner ganzen Karriere ging es immer um die Frage, wie ich grosse Kapitalanlagen für den Klimawandel mobilisiere. Ich kannte die Investoren von South Pole bereits relativ gut. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir mit diesem Marktmechanismus eine der grossen Finanzierungslücken im Klimawandel schliessen können.

South Pole ist mit mehr als 20 Prozent Marktanteil der weltweit grösste Händler mit Klimazertifikaten, zudem beraten Sie Unternehmen bei der Dekarbonisierung. Wer sind Ihre grössten Konkurrenten?
Im Beratungsbereich die üblichen Verdächtigen, bei den Carbon Credits stehen wir im Wettbewerb mit ein paar grossen Amerikanern wie Anew, Rubicon, 3 Degrees, aber auch mit Shell oder BP, die selbst in Projekte investieren, um das Angebot an Emissionszertifikaten zu erhöhen und die steigende Nachfrage zu decken.

Unter Ihren Kunden sind auch Ölriesen wie Total Energy, Shell und Co., was Ihre eigenen Mitarbeitenden kritisierten. Lehnen Sie auch Kunden ab?
Ja, wir lehnen Kunden ab. Für mich ist jedoch wichtig, dass wir auch anerkennen, dass man mit den Unternehmen zusammenarbeiten muss, die einen grossen ökologischen Fussabdruck haben, denn sie haben auch das grosse Kapital. Dazu gehören Energieunternehmen, aber ebenso die Stahlindustrie, Airlines, Zementhersteller oder die Schifffahrtsbranche. Die Daten aus dem Börsenindex MSCI zeigen, dass Unternehmen, die im Kohlenstoffmarkt aktiv sind, doppelt so schnell ihren CO2-Fussabdruck senken wie Unternehmen, die es nicht tun – und das eben nicht nur über Zertifikate. Deswegen fühle ich mich sehr wohl damit, mit Unternehmen zu arbeiten, die einen grossen ökologischen Fussabdruck haben.

Wie geht es South Pole finanziell?
Gut, die Firma ist jetzt 18 Jahre alt, unglaublich schnell gewachsen und fast immer profitabel gewesen.

Zu den grössten Anteilseignern von South Pole gehört neben Corisol und Lightrock auch der singapurische Staatsfonds Temasek. Im Frühjahr haben Sie eine grosse Finanzierungsrunde abgeschlossen. Wofür brauchten Sie frisches Geld?
Wir machen dieses Jahr eine grosse Transformation durch, für die wir sehr stark in unsere Risikofunktion, Technologie und das Portfolio der Zukunft investieren. Dafür haben uns unsere Investoren frisches Kapital gegeben.

Weil Sie aus der Krise im vergangenen Jahr gelernt haben?
Ja, und weil man eine Krise in meinen Augen grundsätzlich nicht verschwenden sollte. Die Krise, die South Pole gesehen hat, ist eine Krise, die auch der Markt gesehen hat. Und entweder versteckt man sich nach einer Krise, oder man nimmt sie zum Anlass, um in die Zukunft zu investieren.

Welches Potenzial sehen Sie im Kohlenstoffmarkt?
Aktuell ist er gerade mal 1,5 Milliarden Dollar gross – für diese Grösse bekommt er unglaublich viel Aufmerksamkeit. In den kommenden Jahren erwarten die Expertinnen und Experten allerdings ein sehr starkes Wachstum auf 100 Milliarden, um das Kapital zu mobilisieren, das wir zum Kampf gegen den Klimawandel brauchen. 

Was fehlt dafür?
Ein regulierter Marktmechanismus, wie es Artikel 6 sein könnte.

Jener Teil des Pariser Klimaabkommens, der es Ländern ermöglicht, durch internationale Kooperation Emissionen zu reduzieren – etwa durch den Handel mit Emissionszertifikaten –, um ihre Klimaziele effizienter zu erreichen. Sie haben dafür den ersten bilateralen Transfer überhaupt durchgeführt: Die Schweiz hat E-Busse in Thailand finanziert.
Ja, aber das ist noch kein vollständiger Marktmechanismus, weil er nur zwischen einzelnen Ländern funktioniert. Bei der Klimakonferenz in Baku (11. bis 22. November 2024, Anm. d. Red.) wird hoffentlich Artikel 6.4 ratifiziert. Er würde einen globalen Marktmechanismus ermöglichen, der von der UN reguliert wird und bei dem die Vereinten Nationen die Standards setzen. Das hat meiner Ansicht nach das Potenzial, Vertrauen in einen Markt zurückzubringen, in den viele Käufer kein Vertrauen mehr haben.

Nicht verwunderlich, oder? Wenn Kompensationsprojekte zum Beispiel versprechen, dass dafür Bäume geschützt werden, ist es schwierig, zu beweisen, dass die Bäume andernfalls ohne die Kompensation wirklich abgeholzt worden wären.
Aus diesem Grund sehen wir aktuell eine Bewegung von sogenannten «Avoidance»-Credits zu «Removals» – also zur Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre etwa durch technische Lösungen wie Direct Air Capture oder natürliche Lösungen wie Aufforstung – und zu «Reductions» wie beim Schweiz-Thailand-Projekt.

Dafür wurde die Busflotte in Bangkok von Diesel auf Elektrik umgestellt. Weil die Schweiz die Elektrifizierung finanziert hat, werden die eingesparten Emissionen der Schweiz für ihre eigenen Netto-null-Ziele gutgeschrieben.
Das Projekt ist unglaublich wichtig, um zu demonstrieren, dass der Mechanismus funktioniert. Wir haben etwa siebzig weitere Projekte zwischen Ländern in der Pipeline. Zusammen mit der Rockefeller Foundation arbeiten wir momentan daran, mithilfe von Klimazertifikaten das erste Kohlekraftwerk vom Netz zu nehmen. Die Carbon Credits fungieren als Finanzierungskredite dafür. Wenn wir das erste schaffen, schaffen wir auch die nächsten tausend. Und wenn wir es schaffen, mit dem Carbon-Markt Kohle aus der Stromversorgung zu nehmen, ist das wahrscheinlich der grösste Impact überhaupt, den wir haben können.

Eine Recherche des «Beobachter» zeigt Mängel im Umgang mit Mitarbeitenden und anderen ESG-Kriterien beim Schweiz-Thailand-Projekt. Das Bafu überlegt, die Bescheinigung von Emissionsverminderungen auszusetzen. Es geht um Zertifikate im Wert von rund 40 Millionen Franken bis 2030. Was ist schiefgelaufen?
Wir arbeiten natürlich vor allem in Märkten im globalen Süden. Es ist schwierig, dort alle ESG-Kriterien zusammenzubringen: Umwelt, Soziales, Governance. Für uns ist es wichtig, dass wir unser Engagement nutzen, um Standards zu verbessern, indem man durch unsere Involvierung zumindest mal anfängt, entsprechende Daten zu erheben und Ziele zu setzen. Ich würde uns gern als globalen Problemlöser sehen, der den Markt besser macht. Aber ich bin mir auch bewusst, dass immer etwas schiefgehen kann. Es wäre naiv, zu sagen, dass ein so junger Markt nicht auch in Zukunft mit neuen Herausforderungen zu kämpfen haben wird.

Sie sind nicht nur für die Firma verantwortlich, sondern als grösster Player für die Glaubwürdigkeit der ganzen Branche. Verspüren Sie Druck?
Absolut, aber es ist auch eine grosse Chance. Aktuell agieren die westliche Welt und die südliche Hemisphäre nicht mehr zusammen gegen den Klimawandel. Der Fonds gegen Klimaschäden umfasste anfangs gerade mal 150 Millionen Dollar – das entspricht den Gehältern der fünf teuersten Fussballspieler pro Jahr. Es muss einen Mechanismus geben, wie der globale Norden und der globale Süden zusammenarbeiten können, und diese Rolle nehme ich gerne mit an.

Wie viel sind Sie für diese Mission unterwegs? South Pole hat weltweit immerhin vierzig Standorte.
Die Hälfte davon habe ich schon besucht. Ich versuche, jede Woche Teams, Regulatoren und mindestens vier bis fünf Kunden zu sehen. Ein grosser Teil der Entwicklung ist, das Vertrauen in die Zukunft des Zertifikatemarktes aufzubauen. Das versuche ich, mit meinen zweijährigen Zwillingen und einer Frau zu balancieren, die Vollzeit arbeitet. Das macht es schwieriger, doch wenn man sowohl in der Firma als auch im Markt Vertrauen aufbauen muss, muss man einfach auch präsent sein.

Das Headquarter von South Pole ist in Zürich, sie selbst leben aber in London. Wie wichtig sind die Schweizer Wurzeln des Unternehmens noch?
Sehr wichtig – neben dem Hauptstandort ist auch unsere Verwaltungsratspräsidentin in der Schweiz sowie unsere Finanzchefin und der Leiter des Beratungsgeschäfts. In der Schweiz sitzen zudem viele Kunden, Partner und grosse Institutionen, mit denen wir arbeiten, wie zum Beispiel die UN. In London treffen sich Kapital und Privatwirtschaft, aber die Schweiz ist das Herz der Firma und wird es auch bleiben.

Inflation, Lieferkettenprobleme, geopolitische Spannungen: Merken Sie, dass aktuelle Krisen die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen beeinflussen?
Absolut. Man merkt momentan schon, dass Nachhaltigkeit als Thema nicht mehr die Toppriorität hat. Viele andere Themen sitzen höher auf der Agenda der Geschäftsleitung. Dass Nachhaltigkeit per se ein Entscheidungskriterium war, ist vorbei. Der einzige Weg, wie Nachhaltigkeit wieder in den Mainstream kommt, ist, wenn Entscheidungen wirtschaftlich vorteilhafter und nachhaltiger sind.

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